Galileo-Testsatellit sendet erste Signale
Redaktion /
Pressemitteilung der ESA astronews.com
7. Mai 2008
Der am vorvergangenen Wochenende gestartete zweite
Testsatellit für das europäische Satellitennavigations-System Galileo
hat heute erste Signale zur Erde gefunkt. Ein wichtiger Meilenstein für das
Projekt, wurde doch damit erstmals ein Signal zur Erde gesandt, das in Zukunft
sowohl von Galileo als auch vom amerikanischen Global Positioning
System (GPS) gemeinsam verwendet werden soll.
Die ersten Signale von Giove-B erschien heuet
auf den Schirmen im Kontrollzentrum.
Foto: ESA |
Nach dem erfolgreichen Start am 27. April funkt Giove-B nun seit
heute seine ersten Navigationssignale zur Erde. Für die Satellitennavigation
wird sich dieser 7. Mai als historisches Datum erweisen, denn Giove-B
sendet erstmals ein vom GPS- und vom Galileo-System gemeinsam genutztes
Signal aus, wobei ein mit dem Kürzel MBOC (Multiplexed Binary Offset Carrier)
bezeichnetes Modulationsverfahren verwendet wird. Auf dieses besondere,
optimierte Verfahren hatten sich die Europäische Union und die USA für ihre
beiden Navigationssysteme, Galileo und das künftige GPS III, im Juli
2007 vertraglich geeinigt.
Die mit einer hochstabilen Atomuhr, einem passiven Wasserstoffmaser,
synchronisierten Giove-B-Signale, bieten eine höhere Genauigkeit, wenn
der Empfang durch Mehrwegeübertragung, Interferenzen oder das Navigieren
innerhalb von Gebäuden erschwert wird. Das heutige Signal ist der Beweis dafür,
dass Galileo und GPS tatsächlich aufeinander abgestimmt und
verbundfähig sind. Die neuen Ortungsdienste werden in Zukunft Nutzern auf der
ganzen Welt zugute kommen.
"Dadurch, dass Giove-B nun seine hochpräzisen Signale zur Erde
sendet, können wir uns ein anschauliches Bild der breiten Palette an
Möglichkeiten machen, die uns Galileo mit seinen in ihrer
Leistungsfähigkeit unübertroffenen Satellitenortungsdiensten bieten wird, und
dies bei gleichzeitiger Gewährleistung der Kompatibilität und Interoperabilität
mit dem GPS", erklärte Javier Benedicto, der Projektleiter für Galileo.
Nachdem Start, Anfangsbetrieb und Einsatzerprobung der Plattform des
Satelliten erfolgt waren, konnten auch die eigentlichen Nutzlastinstrumente von
Giove-B eingeschaltet werden, so dass nun seit dem heutigen 7. Mai
Navigationssignale ausgestrahlt werden, die noch auf ihre Qualität hin überprüft
werden. An der Signalanalyse sind mehrere Einrichtungen beteiligt: das Giove-B-Kontrollzentrum
auf dem Gelände von Telespazio in Fucino in Italien, das Galileo-Signalverarbeitungszentrum
der ESA im Europäischen Zentrum für Weltraumforschung und technologie (ESTEC) in
den Niederlanden, eine der Bodenstationen der ESA (Redu in Belgien) und das zum
Rutherford Appleton Laboratory (RAL) gehörende Observatorium im
britischen Chilbolton.
Die dortige Antenne mit einem Durchmesser von 25 Meter ermöglicht eine
besonders genaue Analyse der Eigenschaften der Giove-B-Signale, damit
ihre Übereinstimmung mit den Entwurfsspezifikationen des Galileo-Systems
überprüft werden kann. Sobald der Satellit den Empfangsbereich von Chilbolton
und Redu durchfliegt, werden die großen Antennen aktiviert und auf Giove-B
ausgerichtet, der die Erde in 23.173 Kilometer Höhe umkreist, wobei er für eine
vollständige Erdumrundung 14 Stunden und drei Minuten benötigt.
Von der Qualität der Giove-B-Signale hängt die Genauigkeit der von
den Nutzerterminals am Boden angezeigten Ortungsangaben ab. Mit seinem passiven
Wasserstoff-Maser führt Giove-B eine Atomuhr mit sich, deren Stabilität
von bisher unerreichter Präzision sein wird. Die Signalqualität kann durch die
jeweilige Umgebung des Satelliten auf seiner Umlaufbahn sowie den
Übertragungsweg der Signale vom Weltraum zum Boden beeinträchtigt werden.
Außerdem dürfen die Satellitensignale nicht zu Interferenzen mit Diensten auf
benachbarten Frequenzbändern führen, was derzeit ebenfalls nachgeprüft wird.
Die Galileo-Teams in der ESA und der Industrie verfügen über die
entsprechenden Anlagen, um das Spektrum der von Giove-B gefunkten
Signale in Echtzeit zu erfassen und zu speichern. Mit mehreren Messverfahren
werden die Signalstärke, die Mittenfrequenz und Bandbreite sowie das Format der
an Bord erzeugten Navigationssignale erfasst. Dadurch können die
Satellitensignale in allen drei für sie reservierten Frequenzbändern analysiert
werden. Nicht zuletzt bietet die Giove-B-Mission die Gelegenheit,
verschiedene Technologien zu überprüfen und einen zentralen Bestandteil des
künftigen Galileo-Systems, nämlich die von den Nutzern eingesetzten Empfänger,
zu testen.
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