Keine Mondbasis und
schneller zum Mars?
von
Rainer Kayser
21. Januar 2008
Das Ende der Amtszeit von US-Präsident George W. Bush wirft
auch in der Raumfahrt seine Schatten voraus: Immer mehr Experten bezweifeln den
Sinn der von Bush propagierten Rückkehr zum Mond und sehen den Erdtrabanten eher
als Stolperstein auf dem Weg zum Mars. Hinter den Kulissen wird bereits
diskutiert, wie eine Raumfahrtstrategie der NASA in der Zeit nach Bush aussehen
könnte.
Zukunftsmusik: So könnte Orion in der
Mondumlaufbahn aussehen.
Bild:
Lockheed Martin Corp. |
Flüge zu erdnahen Asteroiden statt Mondbasis: Ein neuer Präsident
könnte auch eine Neuausrichtung der bemannten Raumfahrt der USA bedeuten. Wie
die Zeitschrift Aviation Week and Space Technology berichtet, entwickeln Planetenforscher, Astronauten und ehemalige
NASA-Direktoren derzeit ein Alternativprogramm zur "Vision for Space Exploration" von Präsident Bush. Der Verzicht auf eine Mondbasis könnte danach auch zu früheren Missionen zum Mars führen.
"Es ist inzwischen deutlich geworden, dass der Mond keineswegs eine erste Stufe für einen bemannten Marsflug ist, sondern eher ein Stolperstein auf dem Weg dorthin", erklärt Planetenforscher Robert Farquhar, vom
Smithsonian National Air and Space Museum. Bemannte Mondflüge seien "rückwärtsgewandt und wenig inspirierend", zudem teuer und ohne wirklichen technischen Nutzen für spätere Marsflüge.
Im Zentrum der Überlegungen steht, die geplanten neuen Orion-Raumschiffe für Flüge zum so genannten Lagrange-Punkt L2 und zu erdnahen Asteroiden zu nutzen. Der L2-Punkt befindet sich 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, genau entgegengesetzt zur Sonne. Dort heben sich
Anziehungs- und Fliehkräfte gerade so auf, dass Raumfahrzeuge antriebslos parallel zur Erde um die Sonne kreisen können. Astronauten könnten beispielsweise dort stationierte Weltraumteleskope warten.
Tatsächlich ist für den Nachfolger des Hubble-Teleskops, das James Webb Space Telescope, dass 2013 zum L2-Punkt fliegen soll, bereits eine Andockmöglichkeit für
Orion-Kapseln vorgesehen.
Flüge zum Lagrange-Punkt oder zu Asteroiden würden Wochen oder Monate dauern und damit Marsmissionen erheblich mehr ähneln als
"Tagesausflüge"
zum Mond. Denkbar wäre beispielsweise, bei solchen Flügen aufblasbare Habitate mitzunehmen, wie sie derzeit von dem amerikanischen Unternehmen
Bigelow Aerospace als private Raumstationen entwickelt werden
(astronews.com berichtete). Die Forscher und Weltraumexperten wollen sich am 12. und 13. Februar an der
Stanford University treffen, um eine gemeinsame Strategie für die bemannte Raumfahrt unter der nächsten US-Regierung zu entwerfen.
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