Astrophysik in der Antarktis
Redaktion /
AIP-Pressemitteilung astronews.com
18. September 2007
In Potsdam diskutieren Astronomen gerade die Möglichkeiten,
die ein großes Teleskop in der Antarktis der Wissenschaft eröffnen würde. Einen
möglichen Standort haben die Forscher bereits im Visier und am
Astrophysikalischen Institut soll in den nächsten Jahren bereits ein kleines,
robotergesteuertes Teleskop entstehen, das ab 2012 von der Antarktis aus nach
extrasolaren Planeten fahnden wird.
Das Concordiastro Observatorium der
CONCORDIA-Station auf dem Dome C in der
Antarktis. Hier wird mit Hilfe der beiden
kleinen Teleskope in fünf Meter Höhe über
Zeiträume von einigen Monaten die Luftunruhe
(das sogenannte Seeing) gemessen.
Bild: idw / AIP / E. Aristidi
Die italienisch-französische CONCORDIA-Station
auf dem Dome C in der Antarktis.
Foto: idw / AIP / A. Agabi |
Vom 17. bis 21. September veranstaltet das Astrophysikalische
Institut Potsdam (AIP) auf dem Telegrafenberg in Potsdam eine Konferenz zur
Astrophysik in der Antarktis (ARENA). Auf der Konferenz treffen sich
Astrophysiker aus aller Welt, die zukünftig von der Antarktis aus den Himmel
erkunden wollen. Die Antarktis ist für astronomische Beobachtungen sehr gut
geeignet, denn sie bietet Beobachtungsbedingungen, die sonst nirgendwo auf der
Erde zu finden sind und weit kostengünstiger als Beobachtungen im Weltall sind.
Damit bietet sie qualitativ und finanziell den besten Kompromiss zwischen
Beobachtungen auf der Erde und im Weltall.
Im antarktischen Winter gibt es eine 4 Monate dauernde, durchgehende Nacht
mit einer einzigartigen Dunkelheit und ohne Störung durch Polarlichter. Es gibt
saubere und extrem trockene Luft, kaum Wind, keine üblichen Tag- und
Nacht-Zyklen mit der einhergehenden periodischen Lufterwärmung, und auch keine
Luftverschmutzungen. Der Himmel ist extrem klar und daher gibt es exzellente
Sichtbedingungen. Die großen, flachen Gebiete ermöglichen den Bau von großen
Teleskopanlagen.
Zukünftiger Standort in der Antarktis ist die italienisch-französische
CONCORDIA-Station auf dem Dome C in der Antarktis. Die CONCORDIA-Station
arbeitet bereits seit 2005 durchgängig das ganze Jahr hindurch. Dies hat den
Vorteil, dass es bereits einen erschlossenen Standort gibt, der außerdem
vorteilhaft für astronomische Beobachtungen ist. Probebeobachtungen werden
derzeit vor Ort durchgeführt. Es gibt eine Energieversorgung und die Station
ist, zumindest nach antarktischen Maßstäben, relativ gut zu erreichen. Dome C
wurde sorgfältig ausgewählt, hier gibt es keine tektonischen
Plattenverschiebungen und keine Gefahr durch abtauendes Eis. Dies ist wichtig
für die Planung großer Teleskopgebäude.
Das Projekt ARENA und die Konferenz in Potsdam dienen der Planung eines
Weltklasse-Observatoriums auf der Station auf Dome C. Zunächst sollen mögliche
Projekte, die mit Teleskopen in der Antarktis durchgeführt werden können,
diskutiert und identifiziert werden. Geplante Projekte sind etwa die Suche nach
extrasolaren Planeten sowie die Erforschung der inneren Struktur von Sternen und
die Erstellung von Langzeitstudien zur Sternenaktivität. Doch auch Studien zu
jungen Sternpopulationen in lokalen Galaxien, wie der Magellanschen Wolke, sind
geplant und vom Dome C in der Antarktis ideal durchführbar.
Außerdem sollen neue Experimente zur kosmischen Hintergrundstrahlung
durchgeführt werden. Damit könnten wichtige astronomische Fragen geklärt werden:
was ist die dunkle Materie und die dunkle Energie, wie haben sich die Galaxien
geformt und wie ist unsere Milchstraße entstanden? Für 2012 plant das
Astrophysikalische Institut Potsdam ein Teleskop in der Antarktis. Das
International Concordia Explorer Telescope (kurz ICE-T) sucht für das AIP
und sechs weitere beteiligte Institute in Europa und Australien nach
extrasolaren Planeten um sonnenähnliche Sterne (astronews.com berichtete).
Gleichzeitig sammelt es für das Alfred Wegener-Institut Bremerhaven (AWI)
atmosphärische Daten.
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