Saturnsonde vor Iapetus-Vorüberflug
von Stefan Deiters astronews.com
6. September 2007
Am kommenden Montag wird die Saturnsonde Cassini so
dicht wie nie zuvor am Saturnmond Iapetus vorüberfliegen. Es ist der einzige
derart nahe Vorüberflug an dem mysteriösen Trabanten während der Mission.
Cassini wird sich Iapetus bis auf 1.640 Kilometer nähern. Die Astronomen
hoffen, dass sie durch die dabei gewonnenen Daten einige Geheimnisse von Iapetus
enträtseln können.
Der Saturnmond
Iapetus. Foto:
NASA / JPL / Space Science Institute |
Zum letzten Mal war Cassini 2004 an Iapetus
vorübergeflogen, war damals aber 100-mal weiter entfernt als bei der für Montag
geplanten Passage. Es ist das letzte Mal, dass die Sonde ihre Instrumente auf
Iapetus richten wird. Die Wissenschaftler hoffen daher, dass sie am Montag
ausreichend Datenmaterial gewinnen können, um dem Mond einige seiner Geheimnisse
zu entreißen.
Und da gibt es viele (astronews.com berichtete wiederholt): So verfügt
Iapetus über eine eigentümliche Gebirgskette, die den Mond genau entlang seines
Äquators umgibt. Zudem unterscheiden sich die der Flugrichtung abgewandte und
die ihr zugewandte Hemisphäre des Mondes deutlich: Die eine ist hell wie Schnee,
die andere dunkel wie Teer. Eigentümlich ist auch die Form des
Mondes, die mehr einer Walnuss ähnelt als einer Kugel.
Woher stammt also das dunkle Material? Aus dem Inneren des Mondes, von
anderen Monden oder ist es Folge eines Meteoriten- oder Kometeneinschlags? "Wir
suchen den Pinsel, der die dunkle Seite von Iapetus angemalt hat", erläutert
Dennis Matson, Projektwissenschaftler für Cassini am NASA Jet Propulsion
Laboratory (JPL). "Dieses dunkle Material scheint es an mehreren Orten des Saturnsystems zu geben und könnte daher auch auf anderen Monden zu finden sein",
ergänzt JPL-Kollegin Amanda Hendrix, die zum Team des abbildenden
Ultraviolett-Spektrographen an Bord von Cassini gehört und sich schon länger
über den Ursprung des dunklen Materials auf Iapetus Gedanken macht.
Ein Hinweis könnte sein, dass das dunkle Material einen leicht rötlichen
Farbstich hat. Auch der Saturnmond Hyperion, der offenbar in der Vergangenheit in
eine gewaltige Kollision verwickelt war, hat einen ähnlichen Farbstich. "Es
könnte sein, dass das Ereignis, das Hyperion so zugerichtet hat, auch für das
rote Material auf Iapetus verantwortlich war", so Hendrix. "Hyperion könnte der
Maler gewesen sein, der Iapetus dunkel angestrichen hat."
Doch es gibt auch alternative Theorien: So wies ein anderes Team von
Wissenschaftlern darauf hin, dass das dunkle Material auf Iapetus dem Material
ähneln könnte, was sich auch auf dem kleinen Saturnmond Phoebe findet. Dabei
handelt es sich um komplexe Kohlenwasserstoffe, die sich auch in Kometen,
Meteoriten und Sternenstaub entdecken lassen und zu den Grundbausteinen des Lebens
gehören.
Während des Vorüberflugs wird sich Cassini bis auf 1.640 Kilometer der
Oberfläche von Iapetus nähern. Zahlreiche Instrumente an Bord der Sonde sollen
dann eine Reihe von Fragen klären. So wollen die Forscher das
Oberflächenmaterial des Mondes analysieren und nach einer Atmosphäre suchen.
Zudem wird der Vorüberflug dicht und langsam genug sein, um mit Cassinis
Radar, die Oberfläche abzutasten und so die tatsächlichen Höhen einiger
Oberflächenstrukturen zu bestimmen. Bislang war das Radar nur bei Titan
eingesetzt worden.
"Was wirklich nett ist, ist die Tatsache, dass wir bei Iapetus
Radarbeobachtungen eines Eismondes machen, von dem wir auch wirkliche Bilder
haben", so Steve Ostro, der als Radarwissenschaftler am JPL arbeitet. Bislang
hätte man das Radar nur benutzt, um durch die Wolkendecke des Titan zu schauen.
Iapetus' Oberfläche allerdings sei, im Gegensatz zur Oberfläche Titans, gut zu
erkennen. "So können wir einiges über die Interpretation von Radarbildern von
Eismonden lernen."
Erste Ergebnisse des Vorüberflugs sollen auf einer Konferenz Mitte Oktober
präsentiert werden.
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