Bessere Bilder als Hubble
von Stefan Deiters astronews.com
5. September 2007
Astronomen der englischen Universität in Cambridge und vom
California Institute of Technology haben mit einem neuen Verfahren von
der Erde aus Aufnahmen gemacht, die schärfer sind als alle Bilder, die das
Weltraumteleskop Hubble bislang gemacht hat. Die Methode, bei der eine
adaptive Optik und eine neue Kamera zum Einsatz kommt, nennen die Forscher
Lucky Imaging.
Der Katzenaugen-Nebel NGC 6543 aufgenommen am
5,1-Meter Teleskop des Palomar-Observatoriums
mit adaptiver Optik und der Lucky Camera. Unten
ein Bild, das ohne Korrekturen mit dem gleichen
Teleskop gemacht wurde.
Foto: IoA,
University of Cambridge / CalTech
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Beobachtet man den Sternenhimmel von der Erde aus, hat man normalerweise mit
der Luftunruhe der Erdatmosphäre zu kämpfen, die die Bilder verschwommen
erscheinen lässt und beispielsweise auch dafür sorgt, dass Sterne zu flackern
scheinen. Man versucht diese Effekte durch ein System von beweglichen Spiegeln
auszugleichen, durch die die Folgen der Luftunruhe herausgefiltert werden. Solche
sogenannten adaptiven Optiken haben
- wie schon öfter berichtet - bereits zu beachtlichen Ergebnissen geführt,
funktionieren allerdings bislang vor allem in infraroten Wellenlängen.
Nun haben Astronomen eine solche adaptive Optik mit einer neuen
Hochgeschwindigkeits-Kamera kombiniert, die vom gleichen Objekt in jeder Sekunde
20 Aufnahmen macht. Da die Luftunruhe in der Atmosphäre sich ständig ändert,
sind einige dieser so gewonnenen Aufnahmen weniger verschwommen als andere. Eine
speziell entwickelte Software ist nun in der Lage, aus der Fülle der Aufnahmen
die besten Bilder herauszusuchen und daraus ein Bild des beobachteten Objektes
zu erstellen, das weitaus schärfer und detailreicher ist als alle Aufnahmen,
die bislang von der Erde aus gemacht wurden.
"Schärfere Aufnahmen als Hubble von der Erde aus zu machen, ist schon
ein gewaltiger Erfolg", freute sich auch Dr. Craig Mackay vom Institute of
Astronomy der Universität im englischen Cambridge, der die Forschergruppe leitete. "Dies
sind die schärfsten Bilder, die je gemacht wurden - sowohl von der Erde aus als auch
aus dem Weltall. Dafür haben wir im Prinzip nur sehr simple Technologien
verwendet, die recht billig ist. Das bedeutet, dass wir dieses Verfahren bei
Teleskopen auf der ganzen Welt anwenden können."
Das Lucky Imaging-Vefahren wurde erstmals in den 1970er Jahren angewandt, um
Doppelsternsysteme aufzuspüren, deren Partner zu dicht beieinander liegen und die
zu lichtschwach sind, um sie mit normalen Teleskopen von der Erde aus zu
entdecken.
Die jetzt von den englischen und amerikanischen Astronomen gezeigten
Ergebnisse ihrer Lucky Camera sind beeindruckend:
Auf einem Bild des 25.000 Lichtjahre entfernten Kugelsternhaufens M13 konnten
sie noch Sterne identifizieren, die nur einen Lichttag voneinander entfernt
waren. Im Katzenaugen-Nebel (unser Bild) sind noch Details zu erkennen, die nur
wenige Lichtstunden auseinanderliegen.
Die Aufnahmen des Teams entstanden mit dem 5,1-Meter-Teleskop des Palomar
Observatory. Normalerweise sind Bilder von der Erdoberfläche aus um einen Faktor
zehn unschärfer als Bilder des Hubble-Teleskops. Die adaptive Optik des Teleskops
hatte schon im Infraroten die Unruhe der Erdatmosphäre eindrucksvoll reduziert,
im sichtbaren Bereich des Lichtes waren die Aufnahmen aber immer noch deutlich
schlechter als vergleichbare Hubble-Bilder. Mit dem Lucky Imaging Verfahren
konnten nun Aufnahmen gewonnen werden, die doppelt so scharf waren, wie die von
Hubble.
Die neue Technik könnte nun auch an größeren Teleskopen, wie dem
Keck-Teleskop oder dem Very Large Telescope der ESO in Chile eingesetzt
werden. So könnten noch schärfere Aufnahmen gewonnen werden. "Die Bilder von
Weltraumteleskopen sind von extrem hoher Qualität, aber sie sind durch die Größe
des Teleskops begrenzt", so Mackay. "Unser Verfahren ist ideal, wenn das
Teleskop größer ist als Hubble und deswegen im Prinzip auch ein
besseres Auflösungsvermögen hat." Die Entwicklung der verwendeten Kamera ist
erst in jüngster Zeit durch erhebliche technische Fortschritte auf dem Gebiet
der CCD-Detektoren möglich geworden.
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