Eine Supernova in NGC 1288
von Stefan Deiters astronews.com
3. September 2007
Die Europäische Südsternwarte ESO hat heute ein Bild der
spektakulären Spiralgalaxie NGC 1288 veröffentlicht, das eindrucksvoll zeigt,
wie gewaltig Supernova-Explosionen sind. Mitten in der Spiralgalaxie ist nämlich
ein heller Punkt zu erkennen, der allein so hell leuchtet wie die gesamte
Restgalaxie: die Supernova SN 2006dr, ein explodierter Weißer Zwergstern.
Die Galaxie NGC 1288. Die Supernova SN 2006dr
ist links neben dem Zentrum zu erkennen.
Foto: ESO
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Supernovae von Typ Ia spielen in der Astronomie eine ganz
besondere Rolle: Sie entstehen in Doppelsternsystemen, bei denen ein Weißer
Zwerg von einem anderen Stern umrundet wird. Sind sich die beiden Partner zu
nahe, zieht der Weiße Zwerg beständig Material von seinem Begleiter ab, was
irgendwann nicht mehr gut geht: Der Weiße Zwerg, früher vielleicht ein Stern wie
unsere Sonne, explodiert in einer Supernova.
Das besondere an diesen Explosionen ist, dass sie sehr hell sind und von
Astronomen gerne als Entfernungsmesser verwendet werden, um die Distanz
zu anderen Galaxien zu bestimmen. Dank der Analyse des Lichts von zahlreichen
Supernova-Explosionen dieses Typs folgerten Forscher beispielsweise, dass sich
unser Universum beschleunigt ausdehnt, was heute mit der Existenz einer
mysteriösen dunklen Energie erklärt wird.
Im Juli 2006 hat das Very Large Telescope der ESO in Chile eine solche
Supernova in der Galaxie NGC 1288 aufgenommen. Zum Zeitpunkt, zu dem das Bild
entstand, war die Supernova mit dem Namen SN 2006dr gerade auf dem Höhepunkt
ihrer Helligkeit und genauso hell wie die Galaxie, in der sie sich ereignete.
NGC 1288 ist schon an sich eine beindruckende Spiralgalaxie, auf deren
Spiralarme wir genau "von oben" drauf schauen und so die Struktur deutlich erkennen
können. Sie liegt rund 200 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt.
Neben zwei Hauptarmen und mehreren anderen Armen kann man auch einen kleinen sogenannten Balken aus Sternen
und Gas im Zentrum von NGC 1288 erkennen.
NGC 1288 ist für das Very Large Telescope keine Unbekannte: Schon 1998, in der
Kalibrierungsphase des FORS-Instrumentes, gelangen den Astronomen so gute
Aufnahmen der Galaxie, dass sie deren Morphologie detailliert analysieren
konnten. Danach ist NGC 1288 vermutlich von einem großen Halo aus Dunkelmaterie
umgeben. Die Anzahl und das Aussehen der Spiralarme steht nämlich in direktem
Zusammenhang mit der Menge der Dunkelmaterie im Halo der Galaxie.
Die Supernova SN 2006dr wurde am 17. Juli 2006 vom Amateurastronomen Berto
Monrad mit seinem 30-ZentimeterTeleskop von Südafrika aus entdeckt. Sie
wurde zu einem Objekt 16. Größenklasse, was etwa 10.000-mal lichtschwächer
ist als ein Objekt, das wir noch mit bloßem Auge erkennen können. Spektren, die Ende Juli 2006
mit dem Keck-Teleskop auf Hawaii aufgenommen wurden, ergaben, dass es sich um
eine Supernova vom Typ Ia handelt und Material mit Geschwindigkeiten von bis zu
10.000 Kilometern pro Sekunde ins All geschleudert wird.
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