Planet um Roten Riesen entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
3. August 2007
Mit Hilfe des Hobby-Eberly Telescopes haben
Astronomen der amerikanischen Penn State University einen Planeten
entdeckt, der einen roten Riesenstern umkreist. Das Studium solcher
Planetensysteme gibt einen Vorgeschmack auf die Zukunft unseres Sonnensystems: In einigen Milliarden Jahren
wird sich unsere Sonne zum Roten
Riesen aufblähen und die Erde unbewohnbar werden. Leben könnte dann aber an anderen
Orten möglich sein.
Das Hobby-Eberly Telescope.
Foto: Lawrence W. Ramsey, Penn State University |
Der Stern, um den sich der neu entdeckte Planet dreht, hat etwa
die doppelte Masse unserer Sonne und ist etwa zehn Mal so groß wie sie. Der
jetzt aufgespürte Planet umrundet den 300 Lichtjahre entfernten Stern im
Sternbild Perseus alle 360 Tage. Die Entdeckung ist der erste Erfolg des
Wissenschaftlerteams um Alex Wolszczan von der Penn State University, das vor
drei Jahren mit der Suche nach Jupiter-großen Planeten um rote Riesensterne
begonnen hatte. Ein Fachartikel über den Fund wird im November im Astrophysical
Journal erscheinen.
"Nachdem Astronomen über zehn Jahre damit verbracht haben, nach Planeten um
sonnenähnliche Sterne zu suchen und auch über 250 gefunden haben, wissen wir
immer noch nicht, ob unser Sonnensystem und auch die lebensfreundlichen
Bedingungen die beispielsweise auf der Erde herrschen, eher die Regel oder aber
eine Ausnahme in der Milchstraße ist", erläutert Wolszczan. "Das bisherige Bild
deutet darauf hin, dass unser Sonnensystem in mancherlei Hinsicht eine
Besonderheit darstellt."
"Dieser Planet ist der erste Planet, der von Penn State-Astronomen mit dem
Hobby-Eberly Telescope entdeckt wurde und es ist eines der entferntesten unter
den bislang zehn bekannten Planetensystemen um rote Riesensterne", sagt Lawrence
Ramsey, der auch zum Entdeckerteam gehört und zudem Leiter der Abteilung für
Astronomie und Astrophysik der Penn State University ist. Ramsey ist außerdem für
die Konzeption, Konstruktion, das Design und den Betrieb des Hobby-Eberly Telescopes
verantwortlich. "Jetzt werden wir mit dem Hobby-Eberly Telescope zu
ernst zu nehmenden Teilnehmern bei der Suche nach extrasolaren Planeten."
Mit ihrem Projekt versuchen Wolszczan und sein Team mit bewährten Methoden
und doch mit einem neuen Ansatz extrasolare Planeten aufzuspüren. "Wir
haben einen Katalog mit fast Tausend Riesensternen zusammengestellt, die alle
potentielle Kandidaten für ein Planetensystem sind", beschreibt Wolszczan den
Ansatz. Planeten werden heute in der Regel durch ihre Gravitationswirkung auf
ihre Sonne entdeckt. Bei einem Umlauf verursachen sie ein leichtes, regelmäßiges
Wackeln des Zentralsterns, das man messen kann, wenn es stark genug ist.
Planeten um Riesensterne sind aber oft so weit von ihrer Sonne entfernt, das
sie ein Jahr oder länger brauchen, um einen Orbit abzuschließen. Der jetzt
gemachte Fund ist also - so zumindest die Hoffnung - nur der Anfang einer ganzen
Reihe von Entdeckungen. "Es hat uns drei Jahre gekostet, genug Daten für rund
300 Sterne zu sammeln, um gute Kandidaten für Planeten zu identifizieren.
Dieser Planet ist daher nur der erste von mehreren Entdeckungen, die wir im
Rahmen dieses Forschungsprogramms machen werden."
Astronomen sind unter anderem an Planeten um rote
Riesensterne interessiert, weil sie sich für das Schicksal unseres eigenen Sonnensystems
interessieren. "Unsere Sonne wird die Erde vermutlich in zwei Milliarden Jahren
unbewohnbar machen, weil sie immer heißer und heißer und schließlich, in
rund fünf Milliarden Jahren, zum roten Riesenstern wird", beschreibt Wolszczan
das Szenario. Durch das Aufblähen zum Roten Riesen dürfte unser Sonnensystem
gehörig durcheinandergewirbelt werden, die inneren Planeten, einschließlich der
Erde, werden wahrscheinlich von der Sonne verschluckt.
Doch was für den einen Planeten das Ende bedeutet, könnte ein Anfang für
einen anderen Planeten oder Mond sein: Ist unsere Sonne zum Roten Riesen geworden, dürfte
sich auch die lebensfreundliche Zone in unserem Sonnensystem nach außen
verschieben. Einige Wissenschaftler spekulieren sogar, dass die Rote Riesenphase
eines Sterns ausreichend lang sein könnte, um die Entwicklung von Leben zu
erlauben. "In unserem Sonnensystem könnte etwa der Jupitermond Europa, der heute
von einer dichten Eisdecke umgeben ist, so weit aufgewärmt werden, dass Leben
auf ihm möglich wäre, sobald sich die Sonne zu einem roten Riesen entwickelt -
und das für über eine Milliarde Jahre," so Wolszczan.
Die Suche nach Planeten um Rote Riesensterne ist auch eine dankbare Methode
um mehr über Planeten um massereichere Sterne zu erfahren. Sind diese nämlich
noch keine Rote Riesen, sind sie zu heiß, um mit der
Radialgeschwindigkeitsmethode nach Planeten zu fahnden - die Astronomen können einfach
nicht genügend Spektrallinien im Spektrum erkennen. Wenn sie sich aber zu Roten
Riesen entwickeln, kühlen die Sterne ab, so dass die Spektren besser werden und
das Planeten-Suchverfahren wieder funktioniert. "Wir wollen auch wissen, wie oft
sich Planeten um Sterne bilden, die massereicher als unsere Sonne sind", so Wolszczan. "Je mehr Planeten wir um Rote Riesen entdecken, desto größer ist die
Chance, das Gesamtbild der Planetenentstehung besser zu verstehen."
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Ferne
Welten - die astronews.com Berichterstattung über die Suche nach
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