Ein stellares Feuerwerk in NGC 4449
von Stefan Deiters astronews.com
3. Juli 2007
In der rund 12,5 Millionen Lichtjahre entfernten
Zwerggalaxie NGC 4449 geht es derzeit turbulent zu. Auf einer heute
veröffentlichten Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble erkennt man, dass
die Galaxie gerade eine Phase heftigster Sternentstehung durchläuft. Für die
Astronomen eine günstige Gelegenheit, ein solches Ereignis im Detail zu
studieren und gleichzeitig ein indirekter Blick in die Frühphase des Universums.

Hubbles Blick
auf die Galaxie NGC 4449. Bild: NASA, ESA, A. Aloisi (STScI/ESA),
und Hubble Heritage (STScI/AURA)-ESA/Hubble Collaboration.
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Hunderttausende von blauen und roten Sternen sind auf der heute
veröffentlichten Aufnahme des Hubble Weltraumteleskops zu erkennen.
Über die gesamte Galaxie verteilt findet man zudem weiß-bläulich schimmernde
Ansammlungen von massereichen Sternen sowie dunklere, rötliche Regionen in den
gerade Sterne entstehen. Durch das Bild ziehen sich dunkle Wolken aus
Gas und Staub, deren Silhouette sich eindrucksvoll von dem hellen Hintergrund
der Galaxie absetzt.
In NGC 4449 dürften schon seit einigen Milliarden Jahren Sterne entstanden
sein, doch zu dem Zeitpunkt, zu dem wir die Galaxie jetzt sehen, geschieht dies
mit einer deutlich höheren Rate als zuvor. Astronomen sprechen beim Auftreten
von einer solchen heftigen Sternentstehungsphase von einem Starburst.
Würden in NGC 4449 auch in Zukunft weiterhin Sterne mit der zurzeit beobachteten
Rate entstehen, würde das dazu benötigte Gas der Galaxie kaum
mehr eine weitere Milliarde Jahre reichen.
Solche Starbursts beobachtet man in der Regel im Zentrum vom
Galaxien, doch im Fall von NGC 4449 scheint diese Sternentstehungsaktivität
globaler zu sein: Die Astronomen konnten äußerst junge Sterne sowohl um Zentrum
der Galaxie als auch in den äußeren Randbereichen beobachten. Solch ein globaler
Starburst sollte in etwa dem ähneln, was sich im jungen Universum in
den ersten Galaxien abgespielt hat. Diese Galaxien verschmolzen dann im Laufe
von Milliarden Jahren zu immer größeren Gebilden, um schließlich zu dem zu
werden, was wir heute beobachten. Für die Astronomen liefert die Beobachtung der
vergleichsweise nahen Galaxie NGC 4449 somit eine günstige Möglichkeit, einen
Eindruck davon zu gewinnen, wie es im frühen Universum aussah.
Doch wie kam es bei NGC 4449 zu dem beobachteten globalen Starburst?
Die Astronomen vermuten, dass die Galaxie unlängst mit einer kleineren
Begleitgalaxie verschmolzen ist oder zumindest von einer oder mehreren
Nachbargalaxien beeinflusst wurde. NGC 4449 ist nämlich nicht allein: Sie gehört zu einer Gruppe von Galaxien
im Sternbild Jagdhunde, so dass es immer wieder zu solchen Interaktionen
zwischen Galaxien gekommen sein dürfte, was auch die Sternentstehung in
NGC 4449 beeinflusst hat.
Das Bild basiert auf Beobachtungen, die im November 2005 gemacht wurden und
entstand mit Hilfe der Advanced Camera for Surveys, die NGC 4449 in
verschiedenen Wellenlängenbereichen beobachtete.
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