Planetare Gefahrenzone um heiße Sterne
von Stefan
Deiters
astronews.com
19. April 2007
Unter welchen Bedingungen um eine junge Sonne Planeten
entstehen, wissen Astronomen recht genau. Doch selbst wenn alles perfekt
erscheint, kann ein heißer Nachbarstern der jungen Sonne einen Strich durch die
Rechnung machen und sämtliche Planetenbausteine ins All blasen. Mit Hilfe des
Weltraumteleskops Spitzer haben Forscher nun die Gefahrenzone um heiße
Sterne bestimmt: 1,6 Lichtjahre.
So stellt sich ein Künstler das Szenario vor, wenn sich ein
junger Stern mit samt seiner protoplanetaren Scheibe innerhalb
der Gefahrenzone um einen heißen O-Stern (oben rechts) befindet.
Bild: NASA / JPL-Caltech / T. Pyle (SSC) [Großansicht] |
In der neuen Untersuchung, die Mitte Mai in der Fachzeitschrift Astrophysical
Journal erscheint, legen Zoltan Balog von der University of Arizona
und seine Kollegen erstmals "planetare Gefahrenzonen" um extrem heiße Sterne
fest. In diesen Regionen ist der Wind und die Strahlung der heißen Sterne so
stark, dass kaum Planeten entstehen dürften. Sämtliches Material um kühlere
Sterne, aus dem theoretisch Planeten entstehen könnten, wird zuvor von den
Winden ins All geblasen. Sicher, so die Wissenschaftler, ist ein Stern erst in
einem Abstand von 1,6 Lichtjahren. "Sterne sind ständig in Bewegung und wenn
sich ein Stern einmal für zu lange Zeit in einer dieser Gefahrenzonen aufhält,
wird er vermutlich nie in der Lage sein, Planeten zu bilden", erläutert Balog.
Durch die Untersuchung hoffen die Forscher auch besser festlegen zu können,
unter welchen Umweltbedingungen Planeten entstehen können - ein nicht
unwichtiger Aspekt für die Suche nach anderen, vielleicht auch erdähnlichen oder
lebensfreundlichen Welten.
Planeten entstehen in einer flachen Scheibe aus Gas und Staub um einen
neugeborenen Stern. Astronomen nennen diese Scheiben "protoplanetare Scheiben".
Hier ballen sich im Laufe von Millionen Jahren winzige Staubklumpen zu immer
größeren Brocken zusammen, bis eines Tages Protoplaneten entstanden sind. Doch
diese protoplanetaren Scheiben können von anderen Sternen zerstört werden:
Massereiche und äußerst heiße Sterne, so genannte O-Sterne, senden eine
intensive ultraviolette Strahlung aus, die Gas und Staub verdampfen lässt. Der
Sternenwind tut dann sein Übriges und bläst das Material in die Weiten des Alls.
Um die Gefahrenzone um solche O-Sterne abzuschätzen, suchten Balog und seine
Kollegen mit dem Infrarotteleskop Spitzer systematisch nach Staubscheiben
um rund 1.000 Sterne im Rosetten-Nebel, einer turbulenten Sternenstehungsregion
in 5.200 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Einhorn. Die untersuchten Sterne
hatte eine Masse von etwa zehn Prozent bis zum fünffachen der Sonnenmasse und
lagen alle in der Nähe von mindestens einem O-Stern.
Die Untersuchung zeigte, dass in einer Entfernung ab 1,6 Lichtjahren um einen
O-Stern rund 45 Prozent der Sterne über Scheiben verfügten. Das ist der gleiche
Anteil, den man auch in Regionen findet, in denen keine O-Sterne in der Nähe
sind. Innerhalb eines Radius von 1,6 Lichtjahren hatten nur 27 Prozent der
Sterne Scheiben und je näher man einem O-Stern kam, desto weniger Staubscheiben
waren um die Sterne zu entdecken.
Der Abstand vom O-Stern, so ein weiteres Ergebnis, ist auch in anderer
Hinsicht entscheidend: Eine Staubscheibe, die sich im Vergleich zu einer anderen
Staubscheibe doppelt so nah an einem O-Stern befindet, wird sich auch doppelt so
auflösen. "Die Grenzen der Gefahrenzone sind klar definiert", so Balog. "Eine
protoplanetare Scheibe außerhalb des Gefahrenbereichs ist relativ sicher. Eine
Scheibe in großer Nähe zum O-Stern hingegen kann innerhalb von 100.000 Jahren
verschwunden sein."
Einige Astronomen glauben, dass auch unsere Sonne in einer recht
"gefährlichen" Region mit zahlreichen O-Sternen geboren wurde. Sie ist dann im
Laufe der Zeit in ihre jetzige, deutlich ruhigere Umgebung gewandert. Wenn diese
Theorie stimmt, können wir alle sehr dankbar sein, dass sie bei ihrer Wanderung
offenbar in keine Gefahrenzone um einen O-Stern geraten ist.
|