Erste private Raumstation ab 2012?
von Rainer Kayser
13. April 2007
Geht es nach Robert Bigelow, dann umkreisen in zehn Jahren
zahlreiche kommerzielle Raumstationen die Erde. Auf einer Fachtagung in Colorado
Springs präsentierte der amerikanische Unternehmer am Mittwoch den Geschäftsplan
von Bigelow Aerospace. Danach soll bereits 2012 eine Raumstation für
sechs Personen im Orbit sein, die durch weitere Module auf eine Kapazität von
bis zu 15 Personen ausgebaut werden kann.

Blick auf die Erde: Ab 2012 auch aus einer privaten Raumstation
möglich? Foto: NSSDC / NASA |
"Unser Ziel ist es, die Produktionskapazität unseres Werks in Las Vegas auf
zwei voll ausgebaute Stationen im Jahr zu erweitern", so Bigelow. "Es wird eine
Zeit kommen, in der Orbitalkomplexe nicht länger eine Novität sind, sondern eine
Notwendigkeit. Es ist wie bei den Satelliten: Auch sie waren zunächst eine
Novität, doch heute sind sie ein großes Geschäftsfeld von enormer kommerzieller
Bedeutung."
Kernelement der Raumstationen von Bigelow Aerospace sind aufblasbare
Habitate, die sich erst im Weltall entfalten und die sich daher vergleichsweise
billig in die Umlaufbahn transportieren lassen. Im Juli 2006 hat das Unternehmen
mit Genesis 1 bereits erfolgreich einen kleineren Prototyp in der
Erdumlaufbahn stationiert, der bis heute voll funktionsfähig ist. Noch in diesem
Monat soll ein zweiter, größerer Prototyp folgen. Für Anfang 2010 ist dann der
Start von Sundancer geplant, einem 180 Kubikmeter großem Habitat mit
allen nötigen Lebenserhaltungssystemen, das prinzipiell drei Personen
beherbergen kann.
Im Jahr 2012 folgt dann das erste "Standard-Modul" für sechs Personen. Durch
Zusatzmodule und die Kopplung mehrerer Standard-Module lassen sich dann auch
größere Orbitalkomplexe aufbauen. Bigelow ist überzeugt davon, dass 50 bis 60
Nationen interessiert sind, eigene Astronauten zu Forschungszwecken ins All zu
fliegen. Als weitere Kunden sieht er Unternehmen, die einen ganzen Komplex für
längere Zeit pachten können. Ein vierwöchiger Aufenthalt in einer
Bigelow-Station soll pro Person knapp 15 Millionen US-Dollar kosten, eine
Verlängerung des Aufenthalts um einen weiteren Monat schlägt dann lediglich mit
drei Millionen Dollar zu Buche. Für 88 Millionen Dollar kann ein komplettes, 300
Kubikmeter großes Modul für ein ganzes Jahr gepachtet werden.
In den Preisen ist zwar der Transport zu den Stationen inbegriffen - doch die
Frage, wie die Kunden tatsächlich zu ihrem Ziel im Erdorbit kommen, ist noch
nicht endgültig geklärt. Bigelow Aerospace kooperiert unter anderem mit
dem Luft- und Raumfahrtunternehmen Lockheed Martin, um die Trägerrakete
Atlas-5 für bemannte Flüge umzubauen. Auch die NASA hatte kurze Zeit
damit geliebäugelt, eine Variante der Atlas-5 als Nachfolger der
alternden Shuttle-Flotte zu nutzen.
Doch das geplante Crew Exploration Vehicle "Orion" für bemannte
Mondflüge ist selbst für die größte Atlas-5-Version zu schwer. Bigelow
plant eine erheblich leichtere Kapsel, die von der kleineren Atlas-5-401
ins All befördert werden kann. Diese Atlas-Version bietet nach
Expertenmeinung auch bessere Möglichkeiten, um Astronauten und Passagiere im
Falle technischer Fehler zu retten. Bigelow hofft, dass bis 2010 eine Rakete für
bemannte Testflüge zum Sundancer bereit steht.
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