Rätsel um rotes Glühen gelöst?
von Rainer Kayser
11. April 2007
Der Planetarische Nebel HD 44179 ist gleich aus mehreren
Gründen ein erstaunliches Objekt: Er ist nicht nur rechteckig, sondern zeigt
auch Leiter-ähnliche Strukturen und hat eine rötliche Färbung. Dieses rötliche
Glühen haben Astronomen schon an anderen Stellen im Weltall beobachtet und
rätseln seit über 30 Jahren über die Ursache. NASA-Forscher präsentierten jetzt
eine Erklärung.
Hubbles Blick auf den "Rotes Rechteck" genannten Planetarischen
Nebel HD 44179. Foto: NASA, ESA, Hans Van Winckel (Catholic
University of Leuven, Belgien) und Martin Cohen (University of
California, Berkeley) [mehr
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Seit über drei Jahrzehnten suchen die Astronomen nach der Ursache für ein
geheimnisvolles rotes Glühen, das vor allem in Planetarischen Nebeln, im
galaktischen Halo und in fernen Galaxien häufig zu beobachten ist. Forscher der
NASA glauben jetzt, eine Erklärung für diese "erweiterte rote Emission" (ERE, extended red emission) gefunden zu haben. Danach stammt sie von polyzyklischen
aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAHs), die sich zu elektrisch geladenen Haufen
("Cluster") zusammenschließen. Die Wissenschaftler berichten in den Proceedings
of the National Academy of Sciences über Computersimulationen der Erzeugung der
roten Strahlung durch die PAH-Cluster.
"Unsere Simulationen zeigen, dass die
PAH-Cluster die ERE erzeugen können und gleichzeitig stabil genug sind, um unter
extremen Bedingungen im interstellaren Raum zu überleben", erklärt Young Min
Rhee, einer der an den Arbeiten beteiligten Forscher. Die PAHs galten unter
Experten schon lange als mögliche Kandidaten für die Erzeugung der roten
Strahlung. Das Problem: Um das rote Glimmen zu erzeugen, müssen die PAH-Moleküle
mit einer ultravioletten Strahlung bombardiert werden, die so intensiv ist, dass
sie die PAHs zerstört.
Die Arbeitsgruppe um Louis Allamandola vom Ames Research Center der
NASA
konnte nun jedoch eine Lösung für dieses Problem aufzeigen. Die PAHs verbinden
sich demnach zu so genannten Clustern, großen Molekülansammlungen, die durch
elektrische Ladungen zusammengehalten werden. Dadurch können sie die intensive
UV-Bestrahlung überstehen. Die Ergebnisse der Simulationen könnten auch für irdische Probleme von
Bedeutung sein, so die Forscher. Sie vermuten, dass die Bildung solcher
PAH-Cluster auch eine Rolle bei der Ruß-Entstehung beispielsweise bei der
Verbrennung von Dieselkraftstoff spielt.
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