Klimamonitoring aus dem Weltall
Redaktion / DWD / Eumetsat
astronews.com
10. April 2007
Dass sich unser Klima ändert und dass die Menschheit daran
nicht unschuldig ist, haben inzwischen auch die größten Skeptiker akzeptiert. Um
mit den Konsequenzen des Klimawandels besser umgehen zu können und um Auswege
aus der Klimakatastrophe zu finden, werden exakte globale Klimadaten benötigt.
Im März nahm daher eine europäische Kooperation ihren Betrieb auf, die das Klima
per Satellit überwachen will.
Ein nahezu wolkenloses Europa - aufgenommen mit
dem Wettersatelliten MSG-1 am 10.
August 2004. Foto: EUMETSAT
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"Die Veränderung des Klimas wird einen nachhaltigen Einfluss auf unsere
hochindustrialisierte Gesellschaft haben. Wir alle müssen lernen, mit den
Konsequenzen dieser Klimaänderung zu leben und uns anzupassen. Ohne
Beobachtungsergebnisse - also Fakten - werden die notwendigen politischen
Entscheidungen, die uns der Klimawandel aufzwingt, keine breite Akzeptanz
finden. Deshalb wird die flächendeckende Überwachung des Klimas durch
Wettersatelliten immer wichtiger." Das erklärte Wolfgang Kusch, Präsident des
Deutschen Wetterdienstes (DWD), Ende März bei einer Pressekonferenz in Berlin zum Start
eines europäischen Projekts zum Klimamonitoring durch Satelliten.
Im März 2007 nahm eine europäische Kooperation den operationellen Betrieb
auf, die sich ganz auf die Überwachung des Klimas durch Satelliten konzentriert.
Dieses sogenannte Klima-SAF - die Abkürzung steht für Satellite Application
Facility on Climate Monitoring - leitet der DWD im Auftrag von Eumetsat, der
europäischen Organisation für den Betrieb von Wettersatelliten. "Das Klima-SAF
wird ermöglichen, die natürlichen und anthropogenen Klimaveränderungen zu
überwachen und sowohl in ihrem zeitlichen Verlauf als auch ihrer räumlichen
Auswirkung zu bewerten. Der Vorteil ist offensichtlich: Je mehr wir über unsere
Umwelt und das Klima wissen, um so besser können wir uns auf Veränderungen
einstellen", betonte Dr. Lars Prahm, Generaldirektor von Eumetsat.
Diese Aufgabe mache aufgrund ihres Umfangs, der benötigten Expertise und der
hohen Kosten eine internationale Aufgabenteilung notwendig. Gemeinsam mit seinen
europäischen Kooperationspartnern - den nationalen Wetterdiensten in Belgien,
Finnland, den Niederlanden, Schweden und der Schweiz - hat der DWD ein
operationelles System entwickelt und aufgebaut, das qualitativ hochwertige
Klimaüberwachungsprodukte aus Satellitendaten bereitstellt.
Im Klima-SAF werden - erstmals in Europa - routinemäßig Satellitendaten
genutzt, um das weltweite Klima besser zu erfassen und zu verstehen. Das
Klima-SAF bietet Produkte an, die Auskunft über wichtige Komponenten des
Klimasystems liefern, wie den Strahlungshaushalt der Erde, den Wasserdampfgehalt
und die Bewölkung.
Die Daten des Klima-SAF tragen aber nicht nur zum so genannten Klimamonitoring bei. Sie
helfen auch, die Sonnenenergie optimal zu nutzen, die Modelle der Klimaforscher
zur Vorhersage des Klimas zu verbessern und insgesamt das Klimasystem besser zu
verstehen. Prahm: "Damit ist die Relevanz des Klima-SAF für die aktuelle
Klimadiskussion offensichtlich."
Die Satellitendaten ergänzen und vertiefen die Messungen und Beobachtungen
der klassischen Messnetze – wie zum Beispiel von Wetterstationen,
Wetterradaranlagen oder Wetterballons. Sie können mit ihrer flächendeckenden
Beobachtung aus dem Weltraum weiße Flecken auf der meteorologischen Landkarte
füllen. Beispiel sind die Ozeane, wo viel zu wenige Wetterinformationen
gesammelt werden oder höhere Schichten der Atmosphäre, wo mit Wetterballons nur
punktuell Daten gewonnen werden können.
Wichtig ist aber auch die Messung atmosphärischer Verhältnisse, die von der
Erdoberfläche gar nicht erfassbar sind. Das gilt beispielsweise für die
Strahlungsverhältnisse am Oberrand der Atmosphäre. Kusch: "All diese
zusätzlichen Daten erweitern unsere Kenntnisse über das Klimasystem enorm – und
tragen übrigens auch zur Verbesserung unserer Wetter- und Unwettervorhersagen
bei."
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