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Über 1.000 supermassereiche Schwarze Löcher haben amerikanische Astronomen mit Hilfe von Weltraum- und bodengestützten Teleskopen untersucht und sind dabei auf ein überraschendes Phänomen gestoßen: Sie fanden entweder Schwerkraftfallen, die vollständig von einem Ring aus Gas umgeben waren oder nahezu nackte Schwarze Löcher. Zwischen diesen beiden Extremen fanden sie bis auf wenige Ausnahmen nichts.
Über eintausend supermassive Schwarze Löcher haben Astronomen im Rahmen einer Art "kosmischen Volkszählung" aufgespürt und untersucht - mit überraschenden Ergebnissen. Denn die Eigenheiten dieser Schwerkraftmonster mit der hundertmillionen- bis milliardenfachen Masse unserer Sonne scheinen den bisherigen Modellvorstellungen der Forscher zu widersprechen. Danach sollten die Schwarzen Löcher von einem dichten Ring aus Gas umgeben sein. Für einen irdischen Beobachter sollte der Blick auf ein Schwarze Loch daher - je nach Orientierung des Ringes - unterschiedlich stark durch das Gas behindert sein. Doch die Astronomen fanden fast nur "nackte" oder hinter dichten Gasschleiern verborgene Schwarze Löcher. "Es gibt nur sehr wenig Objekte, die zwischen diesen Extremen liegen", sagt Ryan Hickox vom Harvard Smithsonian Center for Astrophysics im amerikanischen Cambridge, "wir müssen uns deshalb fragen, was wir wirklich über die Umgebung dieser Schwarzen Löcher wissen." Insgesamt stießen die Forscher auf 700 "nackte" und 600 stark verschleierte supermassive Schwarze Löcher. "Wir wollten einen möglichst kompletten Zensus der Schwarzen Löcher und ihrer Eigenschaften erhalten", so Hickox. Dazu haben die Astronomen einen Bereich des Himmels im Sternbild Ochsentreiber (Bootes) mit dem Röntgensatelliten Chandra, dem Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer und mehreren Großteleskopen auf der Erde nach der verräterischen Strahlung der Schwarzen Löcher abgesucht. Zwar kann aus den supermassiven Objekten nichts, nicht einmal Licht, entkommen. Doch wenn Materie in die Schwarzen Löcher einfällt, heizt sie sich auf und sendet dadurch charakteristische Strahlung in allen Wellenlängenbereichen aus. Mit 9,3 Quadratgrad - der 40-fachen Fläche des Vollmonds - ist die untersuchte Himmelsregion die größte zusammenhängende Fläche, die bislang mit Chandra beobachtet wurde. Sie setzt sich aus 126 Einzelbeobachtungen mit dem Röntgensatelliten zusammen. Nur durch die Beobachtung der Objekte in mehreren Wellenlängenbereichen - Röntgen, Infrarot und sichtbares Licht - lassen sich die Schwarzen Löcher von gewöhnlichen Sternen oder Galaxien unterscheiden. Die supermassiven Schwarzen Löcher sind überwiegend zwischen sechs und elf Milliarden Lichtjahre von uns entfernt.
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