Noch größer als gedacht
von Rainer Kayser
9. Januar 2007
Unser Nachbar im All, die Andromeda-Galaxie oder M31, ist
offenbar noch größer als bislang angenommen. Nachdem vor rund eineinhalb Jahren
die bisherigen Angaben über die Ausdehnung der Galaxie deutlich nach oben
korrigiert wurden, entdeckten Astronomen jetzt einen gewaltigen Halo aus roten
Riesensternen um Andromeda. Die Sterne spürten die Forscher noch in einem
Abstand von 500.000 Lichtjahren vom Zentrum auf.

Die Andromeda-Galaxie: Noch größer als bislang
angenommen. Foto: STScI
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Einen riesigen Halo aus roten Riesensternen um die Andromeda-Galaxie hat ein
Team amerikanischer und kanadischer Astronomen entdeckt. Die Nachbargalaxie
unserer Milchstraße ist demnach fünfmal größer als bislang gedacht, berichteten
die Wissenschaftler auf der 209. Tagung des Fachverbands "American Astronomical
Society" in Seattle.
"Die physikalische Größe dieser Galaxie ist wirklich eindrucksvoll", so
Michael Rich von der University of California in Los Angeles, einer der
beteiligten Wissenschaftler. "Wäre Andromeda überall hell genug, um mit bloßem
Auge sichtbar zu sein, sie wäre am Himmel größer als der Große Wagen." Andromeda
und die Milchstraße sind etwa 2,5 Millionen Lichtjahre voneinander entfernt.
Trotz dieses Abstands, so Rich, würden sich die Halos der beiden Galaxien fast
berühren.
Andromeda ist wie die Milchstraße eine große Spiralgalaxie. Solche Systeme
bestehen aus einer flachen Scheibe, zu der auch die charakteristischen
Spiralarme gehören, einer zentralen Verdickung ("bulge") und einem ausgedehnten
kugelförmigen Halo aus dünn verteilten Sternen, der das gesamte System umhüllt.
Rich und seine Kollegen hatten mehrere große Teleskope genutzt, um die
Ausdehnung des Halos der Andromeda-Galaxie zu untersuchen. Noch bis in eine
Entfernung von 500.000 Lichtjahren vom Zentrum der Galaxie stießen sie zu ihrer
Überraschung auf rote Riesensterne - fünfmal weiter, als auf Basis früherer
Beobachtungen zu erwarten war.
Rote Riesen sind alte Sterne, die sich am Ende ihres Lebens aufgebläht haben,
weil der Vorrat an nuklearem Brennstoff in ihrem Inneren nahezu aufgebraucht
ist. Die Messungen der Forscher zeigen, dass die Halo-Sterne einen geringeren
Anteil an schweren Elementen enthalten, als die Sterne der anderen Komponenten
von Andromeda. Das stimmt mit theoretischen Vorhersagen überein, nach denen die
Halos die ältesten Komponenten der Galaxien sind.
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