Mini-Satellit fünf Jahre im Einsatz
Redaktion / idw / TSB
astronews.com
20. November 2006
Fünf Jahre lang ist der deutsche Kleinsatellit BIRD nun
schon im All und funktioniert immer noch einwandfrei. Der Erfolg des eigentlich
nur für eine einjährige Betriebszeit ausgelegten Würfels soll nun Ansporn für
zukünftige Raumfahrtprojekte mit Kleinsatelliten sein. Zur Unterstützung hat
sich in und um Berlin eine Raumfahrtinitiative gegründet.

Der deutsche Kleinsatellit Bird. Bild:
DLR
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Der DLR BIRD (Bispectral Infra-Red Detection) stellt ein weltweit
einzigartiges System zur Waldbrand- und Hotspot-Detektion dar. Obwohl
ursprünglich nur für ein Jahr Lebensdauer ausgelegt, erfüllt der unter
Federführung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in
Berlin-Adlershof entwickelte 92 Kilogramm schwere Kleinsatellit bereits seit
seinem Start am 22.Oktober 2001 erfolgreich seinen Dienst (astronews.com
berichtete).
"Mit BIRD wurde nicht nur eine neue Generation von Infrarotsensoren im Weltraum
erfolgreich erprobt sowie völlig neue Daten der Fernerkundung von Feuer und
Festland gewonnen, außerdem konnten neue Technologien für Kleinsatelliten
demonstriert werden", erklärt Projektleiter Dr. Ekkehard Lorenz vom DLR
Berlin-Adlershof.
Angespornt von den Erfolgen der Berliner Kleinsatellitenindustrie, die neben dem
DLR BIRD seit 1991 bereits sechs Satelliten der TUBSat-Serie erfolgreich
entwickelt und gestartet hat, präsentierte sich auf der Internationalen Luft und
Raumfahrtausstellung 2006 die "Raumfahrtinitiative Berlin Brandenburg" (RiBB)
das erste Mal der Öffentlichkeit. In ihr organisieren sich kleine und mittlere
Unternehmen, die Berliner und Brandenburger Hochschulen sowie außeruniversitäre
Forschungseinrichtungen mit einem Raumfahrtfokus. Mittelfristiges Ziel der RiBB
ist die Einrichtung eines Integrationszentrums für Kleinsatelliten in Berlin.
Mit dem Kick-off Meeting am 30. Oktober 2006 in Berlin startete das RiBB
offiziell. Ein Innovationsmanager soll künftig in enger Kooperation mit den
Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft Technologieprojekte, Arbeitskreise
sowie Konferenzen vorbereiten und die Abstimmung mit anderen Raumfahrtregionen
wie Bremen und Bayern sicherstellen. Die RiBB umfasst zunächst fünf Unternehmen,
das DLR in Berlin-Adlershof, die Technische Universität Berlin und die
Brandenburgisch-Technische Universität Cottbus sowie das Fraunhofer-Institut
FIRST. Damit beginnt eine neue Phase der Kooperation im Bereich Kleinsatelliten
in der Hauptstadtregion.
"Unser Ziel ist es, einmal mit vielen kleinen Satelliten einen großen ersetzen
zu können. Und das zu einem Bruchteil der Kosten", beschreibt Prof. K. Brieß,
Leiter des Fachgebietes Raumfahrttechnik der TU Berlin, die Motivation zur
Miniaturisierung. Die Startkosten für Satelliten liegen heute zwischen 10.000
und 20.000 Euro pro Kilogramm. Aufgrund des geringen Gewichts und des
einheitlichen Formates können gleich mehrere kleine "Pico-Satelliten" - von der
Größe eines Würfels mit 10 Zentimeter Kantenlänge - bei einem Raketenstart in
den Orbit gebracht werden. Die Aufgaben der Kleinsatelliten in Erdumlaufbahnen
zwischen 400 bis 900 Kilometer Höhe sind vielseitig: Sie reichen von der
Umweltbeobachtung, der Ereignisdetektion auf der Erdoberfläche (beispielsweise
von Großbränden, Überflutungen, Wetterphänomenen, Erdbeben/Tsunamis) bis zur
Telekommunikation und spezifischen wissenschaftlichen Fragestellungen.
"Durch Verbundforschungsprojekte mit der regionalen Industrie können wir uns im
weltweiten Wettbewerb sowohl in der Forschung als auch im Industrietransfer der
Ergebnisse ganz vorn positionieren", betont Prof. K. Brieß den Nutzen der
Kooperation mit der Wirtschaft. "Die Kleinsatelliten sind heute längst aus den
Hochschulen hinausgewachsen", sagt Michael Scheiding, Geschäftsführer des
Adlershofer Unternehmens Astro- und Feinwerktechnik mit heute 38 Beschäftigten.
Scheidings Firma war an der Realisierung von BIRD maßgeblich beteiligt und ist
Gründungsmitglied der RiBB: "Wir haben die Drallräder für BIRD gefertigt und
konnten aus diesem Projekt viel lernen", so der Astrofein-Chef.
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