Seen, Vulkane und auch Leben auf Titan?
von Rainer Kayser
17. Oktober 2006
Bei ihrem jüngsten Vorbeiflug am Saturnmond Titan hat die
amerikanische Sonde Cassini weitere Methan-Seen in der nordpolaren Region
des Himmelskörpers entdeckt. Darunter ist auch ein lang gestreckter See mit
vielen Ausbuchtungen. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte es sich um einen
Flusslauf handeln, der durch starke Niederschläge über die Ufer getreten ist.

Radarbild von der Titanoberfläche: Flüsse,
Vulkane und vielleicht auch Leben? Bild: NASA
/JPL [Gesamtansicht] |
Unterdessen spekulieren einige NASA-Forscher, dass es sich bei einem Teil der
Seen um überflutete vulkanische Einbrüche handeln könnte
- und dass vulkanisch aktive Regionen Nischen für exotische Lebensformen bieten
könnten. "In magmatisch aktiven Gebieten wird Wärme frei", erklärt Karl Mitchell
vom Jet Propulsion Laboratory der NASA, "nicht auszuschließen, dass es in
den Methanseen eine exotische Exobiologie gibt." Durch die vulkanische Wärme
könnte auch Methan verdampfen und so den hohen Methangehalt in der Atmosphäre
Titans erklären.
Der von Mitchell und Kollegen vermutete Vulkanismus auf Titan ähnelt aber nur
entfernt dem Vulkanismus auf der Erde. Nicht geschmolzenes Gestein, sondern ein
breiiges Wasser-Eis-Gemisch würde auf dem eisigen Saturnmond aus Kryo-Vulkanen
an die Oberfläche strömen. Beimischungen aus Ammoniak könnten dabei als eine Art
Frostschutz das Wasser auch bei Temperaturen tief unter dem Gefrierpunkt flüssig
halten.
Titan ist ständig von einem dichten Dunstschleier eingehüllt. Cassini
kann die Oberfläche des Mondes deshalb nicht direkt beobachten, sondern nur mit
einem Radargerät abtasten. Die glatten Oberflächen der Methan-Seen streuen die
Radarstrahlung nicht zur Sonde zurück und erscheinen deshalb auf den
Radarbildern schwarz.
Am 9. Oktober passierte Cassini Titan in 980 Kilometern Entfernung,
die dabei gewonnenen Radarbilder haben eine Auflösung von 500 Metern. Insgesamt
hat Cassini bislang 15 Prozent der Titan-Oberfläche untersucht und dabei
rund einhundert Seen entdeckt. Die Forscher hoffen, in den kommenden Jahren bei
weiteren Vorbeiflügen insgesamt Radarbilder der Hälfte der Oberfläche des
Saturnmondes zu erhalten.
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