Neue Ringe und verräterische Muster
von Stefan
Deiters
astronews.com
12. Oktober 2006
Mitte September machte die Saturnsonde Cassini aus
dem Saturnschatten heraus eine eindrucksvolle Aufnahme des Ringplaneten. Dank
der günstigen Belichtungsverhältnisse konnten Wissenschaftler auf der Aufnahme
gleich zwei neue Saturnringe aufspüren, in denen sie auch kleine Monde vermuten.
Außerdem entdeckten sie verräterische Muster, die auf eine Kollision in naher
Vergangenheit hindeuten.

Cassini-Aufnahme des Saturn mit seinen Ringen während sich die
Sonde im Schatten des Saturn befand. Foto: NASA / JPL /
Space Science Institute [Großansicht] |
Das Wissenschaftlerteam hinter der Saturnsonde Cassini ist weiterhin
auf der Fährte von bislang nicht entdeckten Saturnmonden: Während einer seltenen
Konstellation, bei der die Sonne von Cassini aus gesehen direkt hinter Saturn
stand, entdeckten die Forscher zwei neue Ringe und konnten zudem die Existenz
von zwei schon zuvor aufgespürten Ringen bestätigen. Im Orbit der neuen Ringe
sollten sich nach Ansicht der Wissenschaftler ein oder mehrere kleine
Saturnmonde verbergen."Es verhält sich hier ähnlich wie bei dem alten
Sprichwort, nachdem Feuer dort zu finden ist, wo auch Rauch ist. Im Falle von
Saturn heißt das: Wo ein neuer Ring ist, da sollte auch ein Mond zu finden
sein", erläutert Dr. Jeff Cuzzi vom NASA Ames Research Center.
Mitte September bot sich den Forschern eine seltene Gelegenheit zum Studium
des Ringsystems des Saturn: Von Cassini aus gesehen stand die Sonne direkt
hinter dem Planeten und ließ das Ringsystem so eindrucksvoll hervortreten.
Dadurch wurden winzige Teilchen, die bislang nie zuvor beobachtet wurden,
sichtbar. Auf der Bahn der kleinen Monde Janus und Epimetheus entdeckten die
Forscher einen neuen Ring, ein weiterer Ring wurde eine Woche später aufgespürt.
Er liegt auf der Bahn des winzigen Mondes Pallene, den Cassini im Jahr 2004
entdeckt hatte. Zwei weitere Ringe, die auch nicht auf den Voyager-Aufnahmen zu
sehen waren, fand Cassini in der so genannten Cassinischen Teilung.
"Wir sind den potentiellen Mini-Monden auf der Spur", ist sich Dr. Joe
Burns von der Cornell University sicher, der für die Bildverarbeitung der
Cassini-Mission zuständig ist. "Diese Monde zu finden und etwas über ihre
Wechselwirkung mit den Ringen zu lernen, sollte uns helfen, ihre Entstehung und
vielleicht auch die Entstehung des gesamten Saturn-Systems besser zu verstehen."
Die kleinen Saturnmonde sind zu winzig, um Material auf ihrer Oberfläche zu
halten. Werden sie etwa von Meteoriten getroffen, werden Gesteinsbrocken von
ihrer Oberfläche abgetrennt und bilden auf den Bahnen der Monde einen Ring.
In einigen Saturnringen findet sich kein kleiner Mond. Dieser könnte aber früher
einmal vorhanden gewesen und später zerbrochen sein oder er könnte durch
Kollision mit einem anderen Mond zerstört worden sein.
Für solche destruktiven Vorgänge finden sich durchaus Hinweise: So
untersuchten Wissenschaftler beispielsweise eine merkwürdige Struktur von
Miniringen im äußeren Bereich des Saturn D-Rings, die schon 1995 mit dem
Hubble-Weltraumteleskop entdeckt wurde. Diese kleinen Ringe haben alle den
selben Abstand, waren aber 1995 60 Kilometer voneinander entfernt. Die neuesten
Cassini-Daten zeigten, dass der Abstand inzwischen nur noch 30 Kilometer
beträgt. Viele andere Strukturen im Ringsystem blieben in den vergangenen Jahren
jedoch unverändert.
"Diese Struktur im D-Ring des Saturn erinnert uns daran, dass die Saturnringe
nicht ewig existieren, sondern aktive, dynamische Systeme sind, die sich ändern
und entwickeln können", erklärt Dr. Matt Hedman von der Cornell University. Als
Erklärung für diese sich ändernde Struktur bietet sich nach Ansicht der Forscher
eine Kollision eines Kometen oder Meteoriten mit dem D-Ring oder einem Mini-Mond
an, deren Überreste heute für das eigentümliche Muster sorgen.
Die neuen Ergebnisse aus dem Saturn-System wurden gestern auf einer Konferenz
der Abteilung für Planetenwissenschaften der Amerikanischen Astronomischen
Gesellschaft im kalifornischen Pasadena präsentiert.
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