16 extrasolare Planeten entdeckt
von Stefan
Deiters
astronews.com
5. Oktober 2006
Bislang war das Weltraumteleskop Hubble nicht als
bedeutender extrasolarer Planetenjäger aufgefallen. Doch das hat sich nun
geändert: In der heutigen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature wird
die Entdeckung von insgesamt 16 extrasolaren Planeten bekannt gegeben, die im
Rahmen einer systematischen Durchmusterung mit Hubble entdeckt
wurden.

Die neuen Planeten wurde mit der Transit-Methode
aufgespürt (künstlerische Darstellung). Bild:
NASA / ESA / G. Bacon (STScI)

So stellt sich ein Künstler einen USP-Planeten
vor. Bild: NASA / ESA / A. Schaller (für
STScI)
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Im Rahmen des Sagittarius Window Eclipsing Extrasolar Planet Search (SWEEPS)-Programms
visierte Hubble eine Region an, die sich weiter von uns entfernt befindet
als jedes andere Gebiet, in dem bislang nach extrasolaren Planeten gefahndet
wurde: die Sterne im so genannten Bulge im Zentrum unserer Galaxie. Sie
sind rund 26.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Die meisten extrasolaren Planeten wurden bislang durch
Radialgeschwindigkeitsmessungen entdeckt. Dabei sucht man nach dem leichten
Wackeln, das ein Planet beim Umlauf um seinen Zentralstern bei diesem
verursacht.
Bei SWEEPS beschritt man einen anderen Weg: Hubble suchte
gezielt nach Planeten, die von uns aus gesehen, vor ihrer Sonne vorüberziehen
und somit diese für kurze Zeit aber periodisch wiederkehrend ein wenig
verdunkeln. Die Forscher sprechen hierbei von einem Transit. Um ausreichend
Licht des Sterns abzudecken, müssen die Planeten in etwa die Größe des Jupiter
haben.
Um also einen Planeten zu entdecken muss ein Stern nicht nur über ein
Planetensystem verfügen, wir müssen zudem noch im richtigen Winkel auf das
System schauen. Und um bei dieser
Suche Erfolg zu haben, muss man die Helligkeit einer möglichst großen
Zahl von Sternen kontinuierlich überwachen - im Falle des SWEEPS-Projektes waren
dies insgesamt 180.000 Sterne.
Bei 16 von ihnen fand Hubble Anzeichen für einen Planeten. Die Zahl der
gefundenen Planeten, so die Forscher, stimmt mit den Vorhersagen überein, die
auf bisherigen Exoplaneten-Funden basieren. Am Himmel gesehen war die Region, in
der Hubble nach Planeten suchte, winzig: Sie machte gerade einmal zwei Prozent
der Fläche des Vollmondes aus. Rechnet man die Hubble-Daten auf die gesamte
Milchstraße hoch, wären theoretisch eine Zahl von rund sechs Milliarden
Jupiter-ähnlichen Planeten in unserer Heimatgalaxie zu erwarten.
Bei fünf der entdeckten Exemplare handelt es sich um ganz besondere Planeten,
die die Astronomen Ultra-Short-Period Planets (USPPs) genannt haben: Sie
umkreisen ihre Sonne in einer Zeit, die weniger als einem Erdtag entspricht.
"Die Entdeckung dieser USPPs war schon eine Überraschung", erzählt Kailash Sahu
vom Space Telescope Science Institute. "Unsere Daten sprechen zudem dafür, dass
Planeten in anderen Bereichen unserer Milchstraße ebenso häufig sind, wie in der
Umgebung unserer Sonne."
SWEEPS-10 ist unter den neu entdeckten Planeten die Welt mit der kürzesten
Umlaufzeit um seine Sonne: Ein Jahr dauert auf dem Planeten nur 10 Stunden. Von
seiner Sonne ist SWEEPS-10 lediglich rund eine Millionen Kilometer entfernt. Auf
seiner Oberfläche dürften Temperaturen von über 1.500 Grad Celsius herrschen.
"Der Planet muss mindestens 1,6-mal massereicher als Jupiter sein", erläutert
SWEEPS-Teammitglied Mario Livio. "Andernfalls würde er von der Gravitationskraft
des Sterns zerrissen werden. Da der Stern relativ kühl ist, kann dieser Planet
so dicht bei seinem Stern existieren."
14 der 16 neu entdeckten Planeten sind streng genommen bislang nur
Planeten-Kandidaten, da es den Astronomen nur in zwei Fällen gelungen war, den
Planeten auch mit der Radialgeschwindigkeits-Methode zu bestätigen. Trotzdem
sind sie zuversichtlich, dass andere Erklärungen für die beobachtete Verdunklung
des jeweiligen Sterns bei den 16 Planetenkandidaten nicht in Frage kommen.
Hubble hatte die Region im Sternbild Schütze kontinuierlich vom 23. bis zum 29. Februar 2004
beobachtet und bei den Planetenkandidaten zwischen zwei und 15 aufeinander
folgende Transits beobachtet.
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