Supernova von 185
nach Christus entdeckt
von Rainer Kayser
21. September 2006
Wissenschaftler könnten jetzt die Überreste der ältesten
Supernova entdeckt haben, von der es Aufzeichnungen gibt: Sie wurde im Jahr 185
nach Christus von chinesischen Astronomen beobachtet. Aktuelle Untersuchungen mit
dem Röntgenteleskop Chandra sprechen nun dafür, dass es sich bei der
Gaswolke RCW 86 um die Überreste der damaligen Sternenexplosion handelt.

XMM-Newtons und Chandras Blick auf RCW 86. Durch das Studium des
sich ausdehnenden Gases (Ausschnitt) gelang es den Forschern,
die Supernova zu datieren. Bild: NASA /CXC / Univ. of
Utrecht / J. Vink et al. (Chandra) ESA / Univ. of Utrecht /
J.Vink et al. (XMM-Newton) [Großansicht] |
Vor über 2.000 Jahren sahen chinesische Astronomen einen "neuen
Stern" am Firmament aufleuchten. Jüngste Messungen mit dem Röntgensatelliten
Chandra belegen nun, dass es sich bei dem damaligen Himmelsereignis um eine
Sternexplosion, eine so genannte Supernova, gehandelt hat. Einem internationalen
Forscherteam gelang es zu zeigen, dass es sich bei einer ausgedehnten Gaswolke
namens RCW 86 um die zerfetzten Überreste des explodierten Sterns handelt. Die
Wissenschaftler berichten im Fachblatt Astrophysical Journal Letters über
ihre Beobachtungen. "Vor unserer Arbeit habe ich selbst gezweifelt, dass es
einen Zusammenhang zwischen RCW 86 und der chinesischen Supernova aus dem Jahre
185 n. Chr. gibt", gesteht Jacco Vink von der Universität Utrecht, einer der
beteiligten Forscher. "Doch unsere Untersuchung zeigt, dass das Alter der Wolke
mit dem Zeitpunkt der damit ältesten Supernova in den geschichtlichen
Aufzeichnungen übereinstimmt." Entsprechende Vermutungen hatte es schon früher
gegeben, da die Gaswolke sich an der richtigen Stelle am Himmel befindet. Doch
bislang hatten die Astronomen das Alter der Wolke auf rund 10.000 Jahre
geschätzt - viel zu alt für eine Übereinstimmung.
Zu einer Supernova-Explosion kommt es, wenn ein massereicher Stern seinen
Vorrat an nuklearem Brennstoff verbraucht hat. Das Innere des Sterns kollabiert
dann zu einem Neutronenstern, die Außenschichten werden ins All katapultiert und
bilden eine sich langsam ausbreitende Gaswolke. Schockwellen heizen das Gas in
dieser Wolke auf mehrere Millionen Grad auf, so dass es Röntgenstrahlung
aussendet - und damit für die hochauflösenden Detektoren von Chandra
sichtbar wird.
Vink und seine Kollegen gelang es, die Bewegung eines Teils der Wolke genau
zu vermessen. Aus der Geschwindigkeit des Gases, der Größe der Wolke und einem
verbesserten Verständnis der Vorgänge bei der Sternexplosion berechneten die
Forscher dann das Alter von RCW 86: rund 2.000 Jahre. Im Rahmen der Genauigkeit
stimme dies mit der Supernova von 185 n.Chr. überein, so die Forscher.
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