Sonnenblende macht Planeten sichtbar
von Rainer Kayser
6. Juli 2006
Bislang wurden zwar annährend 200 extrasolare Planeten
entdeckt, doch wie es auf den fernen Welten aussieht, bleibt Spekulation: Direkt
beobachtet wurden nämlich kaum einer der Exoplaneten. Amerikanische
Astronomen glauben nun, dass man mit einem Trick sogar Ozeane auf erdähnlichen
Planeten nachweisen könnte. Man würde nur eine riesige Sonnenblende benötigen.
Könnte man durch eine Sonnenblende bald richtige Bilder von
erdähnlichen Planeten (hier eine künstlerische Darstellung)
erhalten? Bild: NASA / JPL |
Mit einem Trick wollen amerikanische Astronomen Planeten bei anderen Sternen
sichtbar machen. Im Fachblatt Nature schlagen sie vor, eine blütenförmige
Sonnenblende 15.000 Kilometer vor einem Weltraumteleskop zu stationieren. Die
Blende soll einen Stern verdecken und so die in seiner Nähe kreisenden Planeten
sichtbar machen. Sogar Ozeane auf erdähnlichen Planeten ließen sich auf diese
Weise beobachten meinen die Forscher - und vielleicht ließe sich sogar die
Existenz von Leben auf einem solchen Planeten nachweisen. "Wir schlagen vor,
die Blende schon 2013 kurz nach dem James Webb Space Telescope ins All zu
schießen", erläutert Webster Cash von der University of Colorado das von ihm
initiierte Vorhaben. "Das ist die schnellste Möglichkeit, die Methode
umzusetzen." Das James Webb Space Telescope (JWST) ist der von der NASA
geplante Nachfolger des Weltraumteleskops Hubble.
Es soll 1,6 Millionen Kilometer von der Erde entfernt am so genannten
Lagrange-Punkt stationiert werden. Dort heben sich die Anziehungskräfte von
Sonne und Erde, sowie die Fliehkraft der Bahnbewegung gerade so auf, dass das
Teleskop sich antriebsfrei mit der Erde gemeinsam um die Sonne bewegen kann. Die
Sonnenblende soll dann nach Cashs Vorstellung dem JWST folgen und mit einem
eigenen Antrieb in dessen Umgebung jeweils so positioniert werden, dass es den
gewünschten Stern abdeckt.
In den vergangenen Jahren haben die Astronomen über 170 Planeten bei anderen
Sternen entdeckt. Sie wurden jedoch ausnahmslos auf indirektem Wege aufgespürt.
Das Licht ihrer Zentralsterne überstrahlt die Planeten - lediglich in zwei
Fällen gelang es bisher, die Exoplaneten auch direkt zu fotografieren. Die
Blende im All kann nach Cashs Berechnungen das Licht des Sterns um einen Faktor
von zehn Milliarden dämpfen. Dann könnten die Astronomen nicht nur die Planeten
sehen, sondern auch ihr Licht untersuchen und so vielleicht Hinweise auf Leben
finden. Denn Lebensformen verändern beispielsweise die chemische Zusammensetzung
der Atmosphäre eines Planeten. Die NASA unterstützt die Weiterentwicklung des
Konzepts bereits mit einem Etat von 400.000 Dollar.
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