Kometenstaub um Weißen Zwergstern?
von Stefan
Deiters
astronews.com
18. Januar 2006
Das NASA-Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer könnte um
den Weißen Zwergstern G29-38 Staub eines Kometen entdeckt haben. Bestätigt sich
der Fund, wäre dies der erste direkte Beweis dafür, dass Kometen und vielleicht
auch Planeten den Tod ihrer Sonne überleben können. G29-38 ist vor rund 500
Millionen Jahren verloschen.
So stellt sich ein Künstler die Ereignisse um
den Weißen Zwergstern G29-38 vor, die zu den
Spitzer-Beobachtungen führten. Bild: NASA /
JPL-Caltech / T. Pyle (SSC) |
"Astronomen wissen schon seit Jahrzehnten, dass Sterne geboren werden
und ein langes, zumeist ruhiges Leben haben an dessen Ende sie entweder langsam
verlöschen oder explodieren. Dank der Spitzer-Beobachtungen lernen wir
jetzt etwa darüber, wie die zugehörigen Planetensysteme sich entwickeln",
erläutert David Leisawitz, NASA-Wissenschaftler für das Spitzer-Weltraumteleskop,
die Bedeutung der neuen Beobachtungen.
Weiße Zwergsterne sind die oft noch glühend heißen und äußerst kompakten
Überreste eines verloschenen Sterns, der während seines nuklearen Lebens einmal
ähnlich ausgesehen haben dürfte wie unsere Sonne. Auch unser Zentralgestirn wird
sich in einigen Milliarden Jahren einmal zum Roten Riesenstern
aufblähen, dann seine äußeren Hüllen ins All abstoßen und so den noch glühenden
Kern sichtbar werden lassen. Ein Weißer Zwergstern wird so entstehen, der dann
langsam abkühlt und dabei immer dunkler wird.
Doch was passiert mit den Planeten, wenn sich die Sonne zum Roten Riesenstern
aufbläht? Die inneren Planeten dürften vermutlich von dem entstandenen
Riesenstern verschluckt werden. Astronomen gehen davon aus, dass auch die Erde
einmal dieses Schicksal ereilen könnte, wobei es noch unsicher ist, ob sich die
Sonne tatsächlich ganz bis zur Erdbahn ausdehnen wird oder die Expansion vorher
zum Stillstand kommt. Die Planeten in den äußeren Bereichen eines
Planetensystems und die Kometen allerdings könnten die Rote Riesenphase
überleben.
Dies war bislang alles bloße Theorie. Doch dank der neuen
Spitzer-Beobachtungen hat sich das nun geändert: "Der Staub, den wir mit
Spitzer um den Weißen Zwergstern G29-38 beobachtet haben, ist möglicherweise
erst vor kurzem dadurch entstanden, dass einer der äußeren Kometen ins Innere
des Systems geraten ist und dort von den starken Anziehungskräften des kompakten
Weißen Zwergsterns zerrissen wurden", spekuliert William Reach vom Spitzer
Science Center.
Bevor Spitzer den Weißen Zwerg beobachtet hatte, war den
Wissenschaftlern schon eine ungewöhnliche Quelle von Infrarotstrahlung
aufgefallen, doch war unklar, um was es sich genau handelt. Mit Spitzer
gelang es, das ferne Infrarotlicht zu analysieren und die Zusammensetzung der
Materie zu bestimmen, die für dessen Aussendung verantwortlich war. Es scheint
sich um die gleichen Mineralien zu handeln, die man auch in Kometen in unserem
Sonnensystem findet. "Wir haben eine große Anzahl von verschmutzten
Silikatkörnern entdeckt", so Marc Kuchner vom NASA Goddard Space Flight
Center. "Die Größe dieser Körner deutet darauf hin, dass sie vermutlich von
Kometen stammen und nicht etwa von anderen planetaren Objekten."
In unserem Sonnensystem kreisen Kometenkerne jenseits der Neptunbahn im so
genannten Kuiper-Gürtel oder sogar in noch größerer Entfernung in der Oortschen
Wolke um die Sonne. Nur wenn sie durch einen anderen Kometen oder einen äußeren
Planeten gestört werden, können sie von ihrer Bahn abkommen und ins Innere des
Sonnensystems gelenkt werden. Mit zunehmender Nähe zur Sonne schmilzt die eisige
Oberfläche und die Kometen verdampfen langsam. Kleinere Kometen überleben oft
nur eine Annährung an die Sonne, bevor sie sich vollkommen in Staub auflösen.
Obwohl es sich bei dem Staub, den Spitzer um den Weißen Zwergstern
entdeckt hat, vermutlich um den Rest eines solchen aufgelösten Kometen handelt,
gehen die Forscher natürlich auch anderen Erklärungsmöglichkeiten für den Fund
nach: So könnte es nach dem nuklearen Tod der fernen Sonne eine zweite Phase der
Planetenentstehung gegeben haben und der beobachtete Staub schlicht ein
Überbleibsel dieses Ereignisses sein. Doch auch dieses Erklärung wäre für unser
Verständnis von der Entstehung und Entwicklung von Planetensystemen äußerst
interessant.
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