GIOVE-A funkt erste Galileo-Signale
Redaktion / ESA
astronews.com
16. Januar 2006
Kurz vor Jahresende startete mit GIOVE-A der erste
Satellit des europäischen Navigationssystems Galileo. In der letzten
Woche hat er die ersten Galileo-Signale gesendet. Am Donnerstag soll nun
in Berlin ein Vertrag über den Aufbau einer ersten Mini-Konstellation mit vier
Satelliten und einem über die ganze Erde verteilten Netz von Bodenstationen
unterschrieben werden.
GIOVE-A im All (künstlerische Darstellung). Bild:
ESA |
GIOVE-A wurde am 28. Dezember 2005 - wie berichtet - von einem
Sojus-Fregat-Träger vom Kosmodrom Baikonur aus auf eine mittlere
Erdumlaufbahn in 23.260 Kilometer Höhe gebracht. Im Anschluss wurden die sieben
Meter umspannenden Sonnenpaneele entfaltet, die Einsatzerprobung der
Satellitenplattform durchgeführt und die Nutzlast auf verschiedene Tests
vorbereitet.
Nach der Funktionsüberprüfung aller Systeme der Plattform wurde der Satellit
in seine nominale Erdausrichtung und den Bahnregelungsmodus gebracht. Die
Einsatzerprobung des Satelliten wurde am 9. Januar 2006 erfolgreich
abgeschlossen. Das Missionskontrollzentrum nahm am 10. Januar die
Nutzlasterprobung in Angriff, um sicherzugehen, dass alle Einheiten der
Navigationsnutzlast einwandfrei arbeiten.
Zwei Tage später sendete GIOVE-A dann die ersten Galileo-Navigationssignale,
die von den Galileo-Empfängern über die über einen Durchmesser von 25
Metern verfügende Antenne der Beobachtungsstation für Atmosphären- und
Radiowellenforschung im britischen Chilbolton sowie über die ESA-Bodenstation in
Redu (Belgien) registriert und analysiert wurden. Die unterschiedlichen
Übertragungsarten der Galileo-Signale kommen nun unter Verwendung verschiedener
Verarbeitungsschritte der Nutzlasten sequentiell zum Einsatz. Die
Nutzlasterprobung von GIOVE-A dürfte bis Mitte Februar abgeschlossen sein.
Anschließend sind weitere Messungen zur Bewertung des Strahlungsumfelds auf der
mittleren Erdumlaufbahn, zur Leistungsabnahme der Uhren an Bord des Satelliten
und zum Senden von Testsignalen in den Weltraum vorgesehen.
Derweil kommt auch auf der Erde der Aufbau von Europas
Satellitennavigationssystem gut voran: Die Europäische Weltraumorganisation
(ESA) und die Galileo Industries GmbH, die ein Konsortium aus über
hundert europäischen Firmen leitet, werden am Donnerstag, den 19. Januar einen
Vertrag im Wert von 950 Millionen Euro unterzeichnen, der den Weg für die
Errichtung von Galileo freimacht. Die Unterzeichnungszeremonie findet im
Verkehrsministerium in Berlin in Anwesenheit des Bundesministers für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee, des ESA-Generaldirektors,
Jean-Jacques Dordain, sowie weiteren hochrangigen Vertretern der an diesem
Projekt beteiligten Industrieunternehmen statt.
"Mit diesem Vertrag wird ein großes europäisches Projekt Realität: Eine erste
Mini-Konstellation mit vier Satelliten und ein über die ganze Erde verteiltes
Netz von Bodenstationen bilden eine solide Grundlage, auf deren Basis der
Konzessionsinhaber anschließend das Galileo-System zur vollen Einsatzfähigkeit
bringen wird", erklärte ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. Die vier
Satelliten entsprechen dem erforderlichen Minimum zur Gewährleistung der
Genauigkeit der Ortungs- und Zeitsignale an den ausgewählten Testeinrichtungen.
Günter Stamerjohanns, Geschäftsführer von Galileo Industries, fügte
hinzu, dass "mit der Unterzeichnung dieses Vertrags eine entscheidende Etappe
auf dem Weg zur Verwirklichung dieses einzigartigen europäischen
Technologieprogramms gemeistert wird." Nach dem am 21. Dezember 2004
unterzeichneten vorläufigen Auftrag über 150 Millionen Euro wird also nun der
Gesamtvertrag für die orbitale Validierung mit den im Rahmen des Programms
GalileoSat verfügbaren Finanzmitteln der ESA und der Europäischen Union
vergeben. Die Startverträge werden im Laufe des Jahres 2006 ausgehandelt.
Mit Galileo entsteht Europas eigenes Satellitennavigationssystem, das
unter ziviler Kontrolle stehen und einen hochpräzisen und garantierten globalen
Ortungsdienst bereitstellen wird. Es wird mit dem US-amerikanischen GPS (Global
Positioning System) und dem russischen globalen Navigationssatellitensystem (GLONASS)
kompatibel sein und Echtzeit-Ortungssignale mit bisher nie erreichter Integrität
und Genauigkeit ausstrahlen.
|