Neue Planeten, neue Überraschungen
von Rainer Kayser
14. September 2005
Die Entdeckung von neuen Planeten um ferne Sonnen ist heute schon nichts
besonderes mehr: Über 150 dieser Exoplaneten wurden inzwischen entdeckt und
trotzdem können manche Funde die Astronomen noch überraschen: So scheint die
Planetenentstehung bei Riesensternen anders zu verlaufen als bei sonnenähnlichen
Sternen und Gasriesen können offenbar viel schneller entstehen als gedacht.
Entstehen Gasriesen wie Saturn und Jupiter deutlich schneller
als bislang angenommen? Bild: NASA / JPL-Caltech /T. Pyle
(SSC) |
Über 150 Planeten bei anderen Sternen haben die Astronomen in den vergangenen
zehn Jahren aufgespürt. Und die Entdeckungen reißen nicht ab - und sorgen immer
wieder für neue, überraschende Erkenntnisse. So zeigen jetzt veröffentlichte
Beobachtungen, dass große Planeten wie Jupiter und Saturn offenbar viel
schneller entstehen als gedacht. Außerdem scheint die Planetenentstehung bei
Riesensternen anders zu verlaufen als bei sonnenähnlichen Sternen.
"Unsere Beobachtungen stellen eine Herausforderung für die Theorie der
Planetenentstehung dar", stellt Nuria Calvet von der University of Michigan
fest. Gemeinsam mit ihren Kollegen hat sie die erst eine Million Jahre alten
Sterne GM Aurigae im Sternbild Fuhrmann und DM Tauri im Stier beobachtet. Die
jungen Sterne sind noch von dichten Gas- und Staubscheiben umgeben, in denen
vermutlich Planeten entstehen.
Doch die Beobachtungen mit dem Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer
zeigen, dass es in diesen Scheiben jeweils eine große Lücke gibt - in einer
Entfernung von den Sternen, die gut mit den Umlaufbahnen der Planeten Jupiter
und Saturn in unserem Sonnensystem übereinstimmt. Calvet und ihre Kollegen haben
für diese Lücken nur eine Erklärung: Dort müssen bereits große Gasplaneten
entstanden sein, die mit ihrer Anziehungskraft Gas und Staub aus ihrer Umgebung
aufgesogen haben. Doch nach den bisherigen Theorien dauert die Entstehung
solcher Planeten viele Millionen Jahre.
Eine weitere überraschende Entdeckung machten Simon Schuler von der
Clemson University in South Carolina und seine Kollegen bei der Untersuchung
der chemischen Zusammensetzung von Sternen, die Planeten besitzen.
Sonnenähnliche Sterne mit Planeten besitzen einen deutlich höheren Anteil an
schweren Elementen als der Durchschnitt. Das erscheint plausibel, entstehen doch
aus diesen schweren Elementen die Planeten.
Doch bei Riesensternen stießen Schuler und sein Team auf den
entgegengesetzten Befund: Riesensterne mit Planeten besitzen weniger schwere
Elemente als unsere Sonne. Die Forscher schließen aus dieser der Vorstellung
widersprechenden Beobachtung, dass die Entstehung von Planeten bei Riesensternen
offenbar anders verläuft als bei sonnenähnlichen Sternen. Möglicherweise können
bei großen Sternen trotz eines niedrigen Anteils an schweren Elementen Planeten
entstehen, weil die Gas- und Staubscheiben bei ihnen größer sind.
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Ferne Welten
- die astronews.com-Berichterstattung über die Suche nach Planeten um
ferne Sonnen |
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