"First Light" für Elf-Meter-Teleskop
Redaktion / idw / Universität
Göttingen
astronews.com
7. September 2005
Bei
Großteleskopen denkt man gewöhnlich an die Europäische Südsternwarte in Chile
oder an die Keck-Teleskope auf Hawaii. Zukünftig wird man umdenken müssen: In
Südafrika machte das SALT-Teleskop jetzt erste wissenschaftliche Beobachtungen.
Es hat einen Spiegeldurchmesser von elf Metern - bislang einmalig auf der
Südhalbkugel der Erde.
Eines der ersten Bilder des SALT-Teleskops zeigt den
Kugelsternhaufen 47 Tucanae in einer Entfernung von ca. 15.000
Lichtjahren. Er besteht aus vielen hunderttausend Sternen, die
über ein Raumgebiet von mehr als 100 Lichtjahren verteilt sind.
Foto: SALT-Teleskop / Universität Göttingen |
Genau fünf Jahre nach der Grundsteinlegung wurden mit dem Southern African
Large Telescope (SALT) die ersten Himmelsaufnahmen gemacht. Dieser Schritt
wird von den Astronomen als "First Light" bezeichnet. Die
Georg-August-Universität Göttingen ist mit dem Institut für Astrophysik als
einzige deutsche Forschungseinrichtung an diesem Projekt beteiligt. Sie trägt
zusammen mit dem Niedersächsischen Wissenschaftsministerium, dem
Bundesministerium für Bildung und Forschung und der VolkswagenStiftung
vier Prozent der Kosten. Das "First Light" markiert den Zeitpunkt des Beginns
der wissenschaftlichen Arbeit des Projekts und das Ende der erfolgreich
abgeschlossenen Bauphase.
SALT - mit einem Spiegeldurchmesser von elf Metern - ist das größte optische
Einzelteleskop auf der Südhalbkugel der Erde und genauso groß wie das
Hobby-Eberly Teleskop in Texas. Beide Teleskope sind damit die größten der Welt.
Die Bilder, die während der ersten Probephase aufgenommen wurden, zeigen die
Operationsbereitschaft des Teleskops und der zugehörigen Kamera SALTICAM.
Prof.
Dr. Wolfram Kollatschny, der das Projekt am Institut für Astrophysik Göttingen
betreut und Vorstandsmitglied im SALT-Projekt ist, erklärt: "In den kommenden
Jahren werden die Astrophysiker am SALT-Teleskop spannende und aufregende Fragen
bearbeiten, die von der Suche nach fernen Planetensystemen bis zur möglichen
Entdeckung der ältesten Galaxien und Quasare im Universum reichen."
Mit dem SALT-Teleskop könnte man nach Angaben des Wissenschaftlers noch das
Licht einer einzigen Kerze auf dem Mond entdecken. "Neben den
astrophysikalischen Ergebnissen ist bei diesem Projekt auch die enge
wissenschaftliche und menschliche Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern -
darunter zahlreichen Eliteuniversitäten - von enormer Bedeutung", so der
Astrophysiker.
SALT ist ein Gemeinschaftsprojekt der Republik Südafrika,
mehrerer Spitzenuniversitäten der USA, der Georg-August-Universität Göttingen
sowie Hochschulen aus Polen, Neuseeland und Großbritannien. Das
SALT-Teleskop-Projekt wurde innerhalb eines fixierten Budgets von 20 Millionen
Dollar erstellt, von denen Südafrika 34 Prozent und die amerikanischen
Universitäten 44 Prozent trugen. Der Grundstein wurde im Jahr 2000 an dem Ort
Sutherland in der Karoo-Wüste in Südafrika gelegt, an dem seit den siebziger
Jahren einige kleinere Teleskope des South African Astronomical Observatory
(SAAO) stehen.
In den vergangenen fünf Jahren wurde ein hochmodernes Teleskopgebäude
errichtet und im Mai 2005 der Hauptspiegel des Teleskops fertig gestellt. Er
besteht aus 91 hexagonalen Ein-Meter-Spiegelsegmenten und hat einen
Gesamtdurchmesser von elf Metern. "Es ist nicht möglich, Einzelspiegel zu
transportieren, die größer als acht Meter sind. Deshalb müssen die Spiegel
größerer Teleskope aus mehreren Spiegeln zusammengesetzt werden", erläutert
Prof. Kollatschny.
Mit der Deklaration des "First Light" am 1. September 2005
hat sich das SALT-Projekt in der astronomischen Szene zu Wort gemeldet, so der
Göttinger Astrophysiker weiter. In den kommenden Monaten würden das Teleskop und
die zugehörigen Instrumente optimiert werden, um die volle Leistungsfähigkeit
des Projektes unter Beweis zu stellen. Die ersten Bilder ließen
Vielversprechendes erahnen. "Die Göttinger Astrophysiker fühlen sich
herausgefordert und glücklich, dass sie diese Forschungsarbeiten im
hochkarätigen internationalen Vergleich angehen können", so Prof. Kollatschny.
Am 10. November diesen Jahres findet die offizielle Eröffnung statt. Das
SALT-Teleskop soll unter großer internationaler Beteiligung vom südafrikanischen
Präsidenten Thabo Mbeki feierlich eingeweiht werden. An dem Festakt werden auch
Vertreter des Instituts für Astrophysik, der Universität Göttingen sowie der
VolkswagenStiftung teilnehmen.
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