Strahlungsausbrüche fördern Planetenentstehung
von Rainer Kayser
13. Mai 2005
Um einen jungen Stern, der seine Umgebung regelmäßig mit gewaltigen
Strahlungsausbrüchen bombardiert, können keine Planeten entstehen. Falsch, sagt
jetzt ein amerikanisches Astronomenteam nach Auswertung von Beobachtungen mit
dem
Röntgenteleskops Chandra. Gerade diese Strahlungsausbrüche könnten es
sein, die die Entstehung von Planeten erst ermöglichen und auch die Bildung von
Gasriesen fördern.

Für diese Aufnahme
hat das Röntgenteleskop Chandra den Orion-Nebel fast 13 Tage
lang ununterbrochen beobachtet. So gelang es den Astronomen die
Röntgenstrahlungsausbrüche von jungen, nur eine bis zehn
Millionen Jahre alten, Sternen zu studieren. Bild: NASA /
CXC / Penn State / E. Feigelson & K. Getman et al. [Großansicht] |
Die Entstehung von Planeten um junge Sterne wird möglicherweise durch
hochenergetische Strahlungsausbrüche auf den Sternen unterstützt. Zu diesem
Schluss kommt ein amerikanisches Forscherteam auf Grund der Untersuchung von
1400 neugeborenen Sternen im Sternbild Orion. Die Ausbrüche könnten nach Ansicht
der Astronomen verhindern, dass junge erdähnliche Planeten auf einer Spiralbahn
in den Stern stürzen.
Möglich ist auch, dass durch die Strahlungsausbrüche
erzeugte Turbulenzen zur Entstehung großer Gasplaneten führen. Die
Wissenschaftler publizieren ihre Untersuchung in einer kommenden Ausgabe des
Fachblatts Astrophysical Journal Supplement.
"Diese Strahlungsausbrüche sind unglaublich stark", erläutert Eric Feigelson
von der Penn State University, "selbst die schwächsten Röntgenausbrüche, die wir
mit dem Chandra-Satelliten sehen, sind stärker als die stärksten Ausbrüche auf
unserer Sonne. Und sie sind häufig: Alle paar Tage kommt es zu einem großen
Ausbruch auf einem neugeborenen Stern."
Viele junge Sterne sind von Gas- und Staubscheiben umgeben, in denen
vermutlich Planeten entstehen. Modellrechnungen dieser Planetenentstehung zeigen
aber ein Problem: Die Planeten laufen unter dem Einfluss der Anziehungskraft der
Scheibe auf Spiralbahnen und können so in den Stern stürzen.
Die
Röntgenstrahlungsausbrüche können diese Todesspirale nach Ansicht von Feigelson
und seinen Kollegen verhindern: Sie führen zu Turbulenzen in der Gasscheibe, die dadurch nicht länger
gleichmäßig sondern "klumpig" ist. Durch die unterschiedliche Dichte der
Gasscheibe verändert sich auch ihr Schwerkraft-Einfluss auf die jungen Planeten,
die nun eher auf einer "Zick-Zack-Bahn" als auf einer Spiralbahn laufen.
Die Strahlungsausbrüche könnten auch zur Bildung von Spiralarmen in der
Gasscheibe führen, die anschließend in einzelne Klumpen zerfallen. Aus diesen
Verdichtungen könnten nach Ansicht von Alan Boss von der Carnegie Institution of
Washington innerhalb weniger tausend Jahre Gasplaneten wie der Jupiter
entstehen. In konventionellen Modellen dauert deren Entstehung dagegen mehrere
Millionen Jahre.
|