Michael Griffin ist elfter NASA-Administrator
von Stefan
Deiters
astronews.com
15. April 2005
Die NASA hat einen neuen Chef: Gestern stellte sich Michael Griffin den
Angestellten der amerikanischen Weltraumbehörde als ihr neuer Administrator vor.
Griffin dürfte die Politik seines Vorgängers im Wesentlichen weiter verfolgen
und die Raumfahrtvision von Präsident Bush umsetzten. Er deutete allerdings an, die Entscheidung, das Hubble-Weltraumteleskop
nicht mehr zu warten, eventuell
noch einmal überdenken zu wollen.
Der neue und elfte NASA-Administrator Michael Griffin. Foto:
NASA / Renee Bouchard. |
Der bisherige NASA-Administrator Sean O'Keefe war im Dezember zurückgetreten und
hatte dafür unter anderem finanzielle Gründe geltend gemacht (astronews.com
berichtete). Für Griffin ist die NASA keine unbekannte Einrichtung: Im
Laufe seiner Karriere hatte der 55-Jährige im NASA-Hauptquartier als
Chefingenieur und im NASA Jet Propulsion Laboratory gearbeitet. Als seine
wichtigsten Aufgaben bezeichnete es Griffin, die Shuttle-Flotte wieder zum
Fliegen zu bringen sowie die Entwicklung eines Shuttle-Nachfolgers zu
beschleunigen. Nach den bisherigen Planungen sollen die US-Raumfähren im Jahr
2010 in den Ruhestand geschickt werden, ein Nachfolgemodell aber erst 2014
einsatzbereit sein.
Griffin wurde von US-Präsident George W. Bush am 14. März für das Amt des
NASA-Administrators nominiert und wurde nach einer Anhörung am Dienstag im
US-Senat einen Tag später bestätigt. Bei der Anhörung machte Griffin seine
Unterstützung für die strategische Ausrichtung des bemannten
US-Raumfahrtsprogramms deutlich, das die Erkundung des Weltalls über einen
erdnahen Orbit hinaus zum Ziel hat. "Für jeden Führer einer Nation ist es eine
große Sache, die Erkundung von unbekannten Welten anzukündigen, was eine Mission
am Rande der technischen Möglichkeiten darstellt. Damit Amerika unter den
Nationen führend bleibt, muss es auch als Raumfahrtnation führend bleiben."
Dabei versuchte Griffin Befürchtungen zu zerstreuen, dass eventuell andere
NASA-Bereiche unter der neuen Ausrichtung zu leiden hätten: Auch parallel zum
Apollo-Programm hätte es noch andere Missionen und Projekte bei der NASA
gegeben. "Ich glaube fest daran, dass wenn Geld in die Raumfahrt investiert
wird, der größte Teil der amerikanischen Bevölkerung ein begeisterndes, nach
außen gerichtetes, zielorientiertes Programm bevorzugt. Und genau das ist es, um
was es in der Vision des Präsidenten für die Weltraumerforschung geht."
Die NASA hat in den kommenden Jahrzehnten ehrgeizige Pläne: Die Behörde will auf
den Mond zurückkehren und anschließend bemannt zum Mars fliegen. Gleichzeitig,
so Griffin, sollen aber die internationalen Verpflichtungen zum Bau und Betrieb
der Internationalen Raumstation ISS erfüllt werden. In einem Punkt
könnte Griffin ein wenig von der Linie seines Vorgängers abweichen:
Vor dem Senat nach der Zukunft des Hubble-Weltraumteleskops befragt und nach der
von Sean O'Keefe gestrichenen Service-Mission, antwortet er, dass man dies nach
einer erfolgreichen Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge neu bewerten müsse.
Griffin hat in verschiedenen führenden Position sowohl in der Raumfahrtindustrie
als auch bei der NASA selbst gearbeitet. Er verfügt unter anderem über
Abschlüsse in angewandter Physik, Elektrotechnik und Betriebswirtschaft sowie über einen Doktortitel als Luft- und Raumfahrtingenieur.
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