Deutscher Roboterarm
nimmt Arbeit auf
Redaktion
astronews.com
31. März 2005
Fast
unbemerkt in Deutschland begann vor rund einer Woche ein neues Kapitel deutscher
Raumfahrtgeschichte: Der deutsche Roboterarm ROKVISS, der im Januar an die
Internationale Raumstation ISS montiert wurde, nahm im Weltraum seine Arbeit
auf. Das Gerät gilt als wichtiger Schritt zur Entwicklung einer Technologie für
robotergestützte Wartungs- und Serviceaufgaben im All.
Die intelligenten Leichtbau-Roboter-Gelenkeinheiten des
Experimentes ROKVISS im All in einer künstlerischen Darstellung. Bild:
DLR |
Für die deutsche Weltraum-Robotik begann am 22. März 2005 um 13.30 Uhr MEZ mit
der ersten Bewegung eines deutschen Roboters im freien Weltraum ein neues
Kapitel. Das vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelte
innovative Robotik-Experiment ROKVISS (Robotik-Komponenten-Verifikation auf der
ISS) hat somit seine Arbeit auf der Internationalen Raumstation ISS aufgenommen.
Damit wurde ein entscheidender Schritt bei der Durchführung des Experimentes
getan: Alle Systeme funktionieren normal und der eigentliche, für ein Jahr
geplante, Routinebetrieb des Experiments unter den harten Weltraumbedingungen
wurde gestartet.
Der rund 50 Zentimeter große Roboterarm mit zwei Gelenken,
einem Metallfinger und zwei integrierten Kameras wurde vom Boden aus angesteuert
und setzte sich dann in der so genannten automatischen Betriebsart in Bewegung.
Konkret wurden Befehlsfolgen zur ISS gesandt, die dann später von der
Robotik-Einheit selbstständig und wie programmiert automatisch ausgeführt
wurden. Durchgeführt wurde dieser Test vom ROKVISS-Projektteam während des rund
sechsminütigen Überfluges der ISS über die DLR-Bodenstation in Weilheim,
südwestlich von München.
Für Anfang April 2005 ist ein weiteres anspruchsvolles Experiment geplant: Dann
soll der Roboterarm im Weltraum mit einer extrem geringen Zeitverzögerung von
nur rund zehn Millisekunden von Weilheim aus direkt gesteuert werden. Diese
Telepräsenz-Betriebsart stellt ein Novum in der Weltraumrobotik dar und wird als
wesentliche technische Voraussetzung für zukünftige Service- und
Reparaturaufgaben im All angesehen. Ziel des in Deutschland geplanten und
entwickelten Experimentes ist es, neue Roboterhardware und leistungsfähige
Steuerungskonzepte im realistischen Missionsbetrieb zu testen und zu
verifizieren. Zukünftig soll diese innovative Robotertechnologie Astronauten bei
komplizierten Arbeiten unterstützen und entlasten. Zudem könnte es die vom Boden
gesteuerte Reparatur von Satelliten ermöglichen.
Anfang Dezember 2004 hatte der deutsche Roboterarm alle abschließenden Tests in
Moskau erfolgreich absolviert. Am 23. Dezember 2004 startete ROKVISS um 23.19
Uhr MEZ mit einer russischen Sojus U-Rakete zur Internationalen
Raumstation ISS. (astronews.com berichtete). Finanziert wird das Projekt vom
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Mitteln des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die Kosten für das
Experiment ROKVISS belaufen sich auf 11,5 Millionen Euro einschließlich 3,5
Millionen Euro für Start, Montage und Betrieb auf der ISS, die Deutschland an
die russischen Vertragspartner zahlt.
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