Blick in einen galaktischen Zoo
von Rainer Kayser
24. März 2005
Mit einem ESO-Teleskop haben Astronomen den Sternhaufen Westerlund-1 unter die Lupe genommen:
Hinter dichten Gas- und Staubwolken verbergen sich innerhalb eines Durchmessers
von gerade einmal sechs Lichtjahren mehr als 100.000 Sterne. Bei dieser hohen
Sternendichte muss es zwangsläufig zu Kollisionen kommen, wodurch die
exotischsten Objekte entstehen können.

Der Sternhaufen Westerlund-1 in einer Aufnahme des
Wide-Field Imager (WFI) am
2.2-Meter MPG/ESO-Teleskops in La Silla.
Foto:
ESO [Großansicht] |
Westerlund-1 ist ein Monster von einem Sternhaufen: Innerhalb eines
Durchmessers von nur sechs Lichtjahren beherbergt er über 100.000 Sterne. Er ist
der am dichtesten gepackte Sternhaufen in unserer Milchstraße. Der mittlere
Abstand zwischen seinen Sternen ist vergleichbar zum Durchmesser unseres
Sonnensystems. Zum Vergleich: Der nächste Stern ist von unserer Sonne rund vier
Lichtjahre entfernt.
Der Super-Sternhaufen wurde jetzt von einem Team
europäischer Astronomen aufgespürt. Er verbirgt sich hinter einer dichten Gas-
und Staubwolke, die seine Strahlung um mehr als das 100.000-fache dämpft.
"Bei so vielen Sternen auf so engem Volumen kommt es zwangsläufig zu
Zusammenstößen", meint Simon Clark vom University College in London, einer der
beteiligten Forscher. "Dabei können Schwarze Löcher mit der über 100-fachen
Masse unserer Sonne entstehen."
Für die Astronomen ist Westerlund-1 ein
galaktischer Zoo exotischer Sterne. Der Haufen enthält hunderte von extrem
massereichen Sternen, die millionenfach heller als unsere Sonne leuchten. Da die
meisten Sterne in dem Sternhaufen sehr massereich sind und massereiche Sterne
nur ein kurzes Leben besitzen, muss Westerlund-1 noch relativ jung sein. Die
Forscher schätzen sein Alter auf 3,5 bis 5 Millionen Jahre. Zum Vergleich:
Unsere Sonne ist etwa 4,5 Milliarden Jahre alt.
Super-Sternhaufen wie Westerlund-1 kannten die Astronomen bislang nur aus
fernen Galaxien. Westerlund-1 steht am südlichen Himmel im Sternbild Altar und
ist etwa 10.000 Lichtjahre von uns entfernt. Entdeckt wurde der Haufen bereits
1961 von dem schwedischen Astronomen Bengt Westerlund. Doch erst die jüngsten
Beobachtungen mit den Teleskopen der Europäischen Südsternwarte ESO konnten die
wahre Natur des Objekts aufdecken.
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ESO, Europäische Südsternwarte
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