Saturn
empfing Cassini mit Teilchenbombardement
Redaktion
astronews.com
25. Januar 2005
Der Saturn
hat
Cassini Mitte letzten Jahres auf ungewöhnliche Art willkommen geheißen. Der
Ringplanet bombardierte die Sonde mit winzigen, elektrisch geladenen Teilchen.
Doch darauf hatten die Wissenschaftler des Cosmic Dust Analyser nur gewartet.
Jetzt legte das Team aus Heidelberg erste Ergebnisse vor.

Cassini wurde vom Saturn mit einem Teilchenbombardement
empfangen. Bild:
NASA / JPL |
Extrem schnelle Staubteilchen, die mit Geschwindigkeiten von über 100 Kilometern
pro Sekunde das Saturnsystem verlassen, hat ein Forscherteam um Sascha Kempf vom
Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik mit dem Staubdektor Cosmic
Dust Analyser (CDA) auf der Raumsonde Cassini bei der Annäherung an
den Saturn entdeckt. Bereits in einer Entfernung von 70 Millionen Kilometern
registrierte der Detektor den sporadischen Einschlag schneller Staubkörner.
Der
Staub stammte vom so genannten A-Ring, dem äußersten der Saturnringe,
möglicherweise auch vom E-Ring oder von den Saturnmonden Dione und Rhea. Die
Staubkörner sind positiv geladen und werden durch das starke Magnetfeld des
Saturns ins Weltall geschleudert. Die Wissenschaftler berichteten über ihre
Arbeit in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature.
Die mit dem Staubdetektor aufgezeichneten Einschlagsignale haben große
Ähnlichkeit mit den Beobachtungen beim Vorbeiflug am Jupiter. Von daher
schließen die Wissenschaftler, dass die Staubteilchen vom Saturn eine
vergleichbar hohe Geschwindigkeit und ebenso kleine Masse (kleiner als 10-21
kg) haben müssen. Physikalisch beruht die Beschleunigung des Staubs auf diese
extrem hohen Geschwindigkeiten auf der Wechselwirkung positiv geladener
Staubteilchen mit dem rotierenden Magnetfeld des Planeten.
Da nur Staubteilchen,
deren Masse sich innerhalb eines relativ schmalen Fensters bewegt, aus der
Magnetosphäre entweichen können, kann man das Saturnsystem auch als eine Art
Massenspektrometer für Staubteilchen ansehen: Sind die Staubteilchen zu klein,
bleibt ihre Bewegung an das rotierende Magnetfeld gebunden. Und zu große
Teilchen können wiederum nicht aus dem Gravitationsfeld des Saturn entkommen.
Als mögliche Quellen für positiv aufgeladene Staubteilchen kommen der äußere
Rand von Saturns A-Ring sowie der dünne E-Ring außerhalb der Umlaufbahn des
Saturnmonds Dione in Frage. Eine detaillierte Analyse der Staubbeschleunigung
ergab jedoch, dass im letztgenannten Fall nur Staubteilchen, die erheblich
kleiner sind als die beobachteten, den Detektor treffen konnten. Dagegen lässt
sich eine Herkunft der Teilchen aus dem A-Ring gut mit den Messergebnissen
vereinbaren. In-situ-Untersuchungen der Staubteilchen versprechen daher
Rückschlüsse, aus welchem Material die Hauptringe Saturns bestehen.
Außerhalb der Saturn-Magnetosphäre bestimmt dann die Wechselwirkung mit dem
interplanetaren magnetischen Feld die Dynamik des Staubes. So beobachteten die
Wissenschaftler, dass die Einschlagsrate der Teilchen deutlich variierte - in
Abhängigkeit von der Struktur des interplanetaren magnetischen Felds. Die
Staubrate erhöhte sich immer dann, wenn das Cassini-Magnetometer so
genannte corotating interaction regions detektierte.
Hierbei handelt es
sich um Strukturen im interplanetaren magnetischen Feld, die durch komprimiertes
Sonnenwindplasma hoher Geschwindigkeit sowie ein verstärktes Magnetfeld geprägt
sind. Die Forscher schlussfolgern daraus, dass der Staub beim Durchqueren dieser
Regionen - sowohl beim Jupiter als auch beim Saturn - beschleunigt wird.
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Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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