Blick auf
Claritas Fossae
Redaktion
astronews.com
20. Januar 2005
Die ersten
Bilder im neuen Jahr, die von der vom DLR betriebenen, hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der
ESA-Raumsonde Mars Express veröffentlicht wurden, stammen aus dem 563.
Orbit und zeigen eine Serie von Brüchen, die das Claritas Fossae-Gebiet
durchziehen. Auch verwitterte Einschlagkrater sind zu sehen.
Mars Express-Blick auf Claritas Fossae. Norden ist rechts. Foto: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Gesamtansicht] |
Am 29. Juni 2004 nahm die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
betriebene hochauflösende Stereokamera HRSC an Bord der ESA-Sonde Mars
Express im Orbit 563 das Gebiet von Claritas Fossae mit einer Auflösung von
ungefähr 62 Metern pro Bildpunkt auf. Die Bilder zeigen ein Gebiet bei ungefähr
25 Grad südlicher Breite und 253 Grad östlicher Länge.
Claritas Fossae liegt auf der Tharsis-Aufwölbung, südlich der drei als
Tharsis Montes bekannten Vulkane. Die Region erstreckt sich in annähernd
südlicher Richtung über etwa 1.800 Kilometer und verbreitert sich von ungefähr
150 Kilometern im Norden auf etwa 550 Kilometer im Süden.
Claritas Fossae besteht
aus einer Vielzahl von linearen Bruchstrukturen, die zumeist nur wenige
Kilometer breit sind. Die Serie von Brüchen, die das Gebiet von Claritas Fossae
durchziehen, verläuft radial zur Tharsis-Aufwölbung. Dies unterstützt die
Annahme, dass die Bruchstrukturen durch Spannungen in der Marskruste bei der
Bildung der bis zu 10 Kilometer hohen Tharsis-Aufwölbung entstanden sind.
Im östlichen Bereich des Bildausschnitts ist eine lineare Struktur mit
deutlichem Schatten zu sehen. Es handelt sich vermutlich um eine "tektonische
Abschiebung": Entlang einer senkrecht oder schräg in den Untergrund führenden
Bruchfläche rutscht ein Krustenblock relativ zum anderen in die Tiefe und bildet
so eine markante Geländekante. Diese tektonische Abschiebung wird als östliche
Grenze eines 100 Kilometer breiten tektonischen Grabens interpretiert.
Als
Graben bezeichnet man in der Geologie einen Krustenblock, der relativ zur
Umgebung nach unten versetzt ist. Das Grabeninnere ist durch eine kaum
strukturierte Oberfläche gekennzeichnet, die ungefähr 2.300 Meter unter den
östlich angrenzenden Hochebenen liegt.
Im Bildzentrum ist ein ungefähr 50 Kilometer durchmessender Einschlagskrater
zu sehen, dessen Konturen durch Erosion abgerundet sind. Der Krater wird von
mehreren Störungen durchzogen, was zeigt, dass er älter als diese
Bruchstrukturen ist. Südlich ist eine weitere runde Struktur von ungefähr 70
Kilometern Durchmesser zu sehen. Dies könnte ein weiterer alter Einschlagskrater
sein.
Westlich dieser zwei Krater ist ein kleines Gebiet mit einer interessanten
Oberfläche und Morphologie zu erkennen. Diese Strukturen scheinen nur schwach
von den von Norden nach Süden verlaufenden tektonischen Brüchen beeinflusst zu
sein. Der Ursprung dieser Geländeformen ist bisher nicht geklärt, es könnte sich
jedoch um Kollapsstrukturen der Oberfläche handeln, die durch das Abtauen von
Eis im Untergrund und dem anschließenden Abfluss des Wassers entstanden sind.
Durch die neuen Bilddaten, die durch die hochauflösende Stereokamera im Gebiet
von Claritas Fossae gewonnen wurden, kann die komplexe geologische Geschichte
des Mars besser erforscht werden. Die Stereo- und Farbbilder der HRSC
ermöglichen ein besseres Verständnis der Entwicklung der Oberfläche des Planeten
und seiner Geländeformen und Gesteine und helfen bei der Planung zukünftiger
Marsmissionen.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen
Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr. Gerhard
Neukum (Freie Universität Berlin), der auch die technische Konzeption der
hochauflösenden Stereokamera entworfen hat, geleitet. Das Wissenschaftsteam
besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen.
Die Kamera
wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter der Leitung des Principal Investigators (PI) Gerhard Neukum entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut. Die Kamera wird vom DLR-Institut für
Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben. Hier erfolgt auch die
systematische Datenprozessierung.
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