20.000
Schwarze Löcher im galaktischen Zentrum?
von Rainer Kayser
12. Januar 2005
Dass es im Zentrum unserer Galaxis ein gewaltiges Schwarzes Loch gibt, ist
schon seit längerem bekannt. Nun fanden Astronomen mit Hilfe des
Röntgenteleskops Chandra Hinweise darauf, dass dieses von einem großen
Schwarm kleinerer Schwarzer Löcher umgeben ist. Diese haben sich durch
Strahlungsausbrüche im Röntgenbereich verraten.
Diese Chandra-Aufnahme zeigt vier Röntgenquellen, die in einem
Umkreis von drei Lichtjahren um das galaktischen Zentrum (die
Quelle Sagittarius A*, direkt über C) entdeckt wurden. Am
Beispiel der Röntgenquelle A ist unten demonstriert, wie sich
ihre Helligkeit im Laufe der Zeit veränderte. Bild:
NASA / CXC / UCLA /M.Muno et al. [Großansicht] |
Einen Schwarm von 20.000 Schwarzen Löchern vermuten Wissenschaftler innerhalb
eines Umkreises von nur drei Lichtjahren um das Zentrum unserer Milchstraße. Die
Astronomen stießen bei Beobachtungen mit dem Röntgensatelliten Chandra
auf Strahlungsausbrüche, die durch den Einfall von Materie auf die Schwarzen
Löcher verursacht werden. Vermutlich sammeln sich die Schwarzen Löcher durch den
Austausch von Bewegungsenergie mit normalen Sternen im galaktischen Zentrum an.
Seit langem wissen die Himmelsforscher, dass sich im Zentrum unserer Galaxie
ein supermassereiches Schwarzes Loch mit der dreimillionenfachen Masse unserer
Sonne befindet. Dass dieses Schwerkraftmonster von einem ganzen Schwarm
kleinerer Schwarzer Löcher umschwirrt wird, ist für die Forscher jedoch eine
Überraschung. Frühere Beobachtungen hatten lediglich eine Wahrscheinlichkeit von
20 Prozent dafür geliefert, innerhalb von drei Lichtjahren um das
Milchstraßenzentrum weitere Schwarze Löcher zu finden.
Nun jedoch beobachteten Michael Muno von der University of California
in Los Angeles und seine Kollegen sieben Röntgenausbrüche innerhalb von fünf
Jahren aus der Region. Schwarze Löcher mit einer Masse von 5 bis 20 Sonnenmassen
bilden oft Doppelsysteme mit einem normalen Stern. Sie entreißen mit ihrer
Schwerkraft diesem Stern Materie, die sich in einer Scheibe um das Schwarze Loch
ansammelt. Hin und wieder kommt es zu Instabilitäten, große Materiemengen fallen
in das Schwarze Loch hinein und erzeugen so die Röntgenausbrüche.
Muno und seine Kollegen berechneten, dass sich in der Region um das
galaktische Zentrum 20.000 solcher Doppelsystem mit Schwarzen Löchern befinden
müssen, um die Zahl der beobachteten Ausbrüche zu erklären.
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