Sternenembryo im scheinbaren Nichts
von Rainer Kayser
11. November 2004
Dank
seines Infrarot-Blicks kann das Spitzer-Weltraumteleskops in Regionen
blicken, die herkömmlichen Teleskopen bislang verborgen blieben. Und hier gibt
es so manches zu entdecken, wie jetzt eine Spitzer-Fachtagung
zeigte. So spürten die Forscher in einer scheinbar sternenleeren Region ein
Objekt auf, bei dem es sich um einen Sternenembryo handeln könnte. An anderer
Stelle entdeckten sie möglicherweise ein gerade entstehendes Planetensystem.
Das Infrarotteleskop
Spitzer enthüllte in der scheinbar sternenleeren Region L1014
(oben, Aufnahme im sichtbaren Bereich des Lichtes) ein
leuchtendes Objekt (unten), bei dem es sich um einen
Sternenembryo handeln könnte. Foto: NASA / JPL-Caltech
/N. Evans (Univ. of Texas at Austin) / DSS [Großansicht] |
Wie entstehen Sterne aus dichten Gaswolken? Und wie bilden sich Planeten in
den Gas- und Staubscheiben um die neugeborenen Sterne? Zwei überraschende
Beobachtungen des neuen Spitzer-Weltraumteleskops liefern den Forschern
nun neue Erkenntnisse über die Entstehung von Sternen und Planeten. So stießen
die Astronomen auf ein sternähnliches Objekt in einer vermeintlich sternenlosen,
dichten Gaswolke.
Möglicherweise handelt es sich hier um das erste Stadium eines
entstehenden Sterns. Außerdem erspähte das Spitzer-Teleskop erstmals
Eispartikel in einer Staubscheibe um einen jungen Stern - vermutlich die ersten
Bausteine der Planetenentstehung. Die Forscher präsentierten ihre
Beobachtungsergebnisse auf einer Fachtagung in Pasadena.
Spitzer ist ein Infrarot-Teleskop. Im Gegensatz zu anderen Fernrohren kann es
deshalb den dichten Gas- und Staubschleier von Sternentstehungsregionen
durchdringen und einen direkten Blick in die Kinderstube von Sternen und
Planeten werfen. Dadurch hoffen die Astronomen auch etwas über die Entstehung
unseres eigenen Sonnensystems zu lernen.
Die Region L1014 galt unter Astronomen bislang als "sternenloser Kern", eine
dichte Gaswolke, in der später einmal Sterne entstehen würden. Zur Überraschung
der Forscher stieß Spitzer jedoch auf ein warmes, leuchtendes Objekt
inmitten der Wolke. Das Objekt leuchtet schwächer als ein neugeborener Stern.
Worum es sich dabei handelt, wissen die Forscher bislang nicht - aber vielleicht
ist dies der erste Blick auf einen Sternen-Embryo, der sich noch im Zustand der
Verdichtung befindet.
Junge Sterne sind häufig von dichten Gas- und Staubscheiben umgeben, in denen
vermutlich Planeten entstehen. Mit dem Spitzer-Teleskop gelang es den
Astronomen nun erstmals, von Eis überzogene Staubteilchen in einer solchen
protoplanetarischen Scheibe nachzuweisen. Aus diesen Partikeln können durch
Zusammenstöße die ersten Planetesimale entstehen, Planetenbausteine, aus denen
sich dann die großen Planeten bilden. Der Stern hat nach Aussage der Forscher
die richtige Größe, um erdähnliche, wasserreiche Planeten für Milliarden von
Jahren mit Licht und Wärme zu versorgen.
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