Zwei neue
Mini-Monde für Saturn
von Stefan
Deiters
astronews.com
20. August 2004
Der
italienisch-französische Astronom Cassini entdeckte die vier Saturnmonde Tethys,
Dione, Rhea und Iapetus. Die nach ihm benannte Saturnsonde machte es ihrem
Namensgeber nun nach: Cassini spürte zwei winzige Trabanten des
Ringplaneten auf, die einen Durchmesser von nur drei bis vier Kilometern haben
dürften.
Der neu entdeckte Saturnmond S/2004 S2 (Kasten) hat einen
Durchmesser von nur vier Kilometern. Foto:
NASA / JPL / Space Science Institute [Großansicht] |
Die beiden Monde, die die vorläufigen Bezeichnungen S/2004 S1 und S/2004 S2
bekommen haben, haben einen ungefähren Durchmesser von drei bzw. vier Kilometern
und sind 194.000 bzw. 211.000 Kilometer vom Mittelpunkt des Saturn entfernt.
Damit liegt ihre Bahn zwischen der der Saturntrabanten Mimas und Enceladus. Bei
S/2004 S1 könnte es sich um ein Objekt handeln, das schon auf einer Aufnahme
einer Voyager-Sonde vor 23 Jahren zu sehen war und damals den provisorischen
Namen S/1981 S14 bekommen hatte.
"Eine der wichtigsten Aufgaben der Mission ist es, das gesamte Saturnsystem nach
neuen, bislang nicht bekannten Objekten abzusuchen", erläutert Dr. Carolyn Porco,
die das Imaging-Team am Space Science Institut in Boulder im
US-Bundesstaat Colorado leitet. "Da ist es einfach ein gutes Gefühl, dass unter
den vielen anderen tollen Entdeckungen, die wir in den nächsten vier Jahren
machen werden, auch diese zwei Monde sind, die Milliarden Jahre unentdeckt um
den Saturn gekreist sind - bis jetzt."
Entdeckt hat die Monde auf den Cassini-Bildern der französische Astronom
Dr. Sebastien Charnoz: "Diese winzigen Trabanten aufzuspüren ist schon eine
aufregende Erfahrung, besonders wenn man bedenkt, dass man der erste Mensch ist,
der einen neuen Körper unseres Sonnensystems sieht. Ich habe viele Wochen in
meinem Büro am Computer gesessen und auf den Aufnahmen nach solchen winzigen
Monden gesucht. Gefunden habe ich sie aber dann im Urlaub mit Hilfe meines
Laptops. Das bedeutet wahrscheinlich, dass ich öfter in den Urlaub fahren
sollte."
Die kleinsten bislang bekannten Monde sind mit einem Durchmesser von rund 20
Kilometern groß gegen die Neuentdeckungen. Wissenschaftler hatten Monde von der
Größe von S/2004 S1 und S/2004 S2 schon länger in den Lücken zwischen den Ringen
für möglich gehalten, der Fund zwischen der Bahn zweier Monde hat sie
überrascht. Bislang dachte man nämlich, dass winzige Monde schon bald von einem
kleinen Kometen mit hoher Geschwindigkeit getroffen und pulverisiert werden. Das
Vorhandensein der Monde an diesem Ort könnte also ein Hinweis auf die Häufigkeit
von kleinen Kometen im äußeren Sonnensystem sein - eine Zahl, die auch für das
Verständnis des Kuiper-Gürtels und der Geschichte der Einschlagkrater auf den
größeren Monden wichtig ist.
"Ein Komet, der einen inneren Mond des Saturn trifft, hat eine Geschwindigkeit,
die größer als die eines Geschosses ist", so Dr. Luke Dones vom Southwest
Research Institute in Boulder. "Wenn kleine, etwa hausgroße Kometen häufig
sind, sollten diese Monde schon viele Male zerstört und zu einem Ring geworden
sein, aus dessen Material eventuell einmal wieder ein Mond entstehen könnte.
Wenn es allerdings wenige kleine Kometen gibt, könnten die neuen Monde seit der
Erstehung des Sonnensystems überlebt haben."
Monde um die Riesenplaneten finden sich in der Regel nicht dort, wo sie
ursprünglich entstanden sind. Ihre Bahnen werden durch die Gezeitenkräfte des
Riesenplaneten verändert, sie können so anderen Monden in die Quere kommen,
wodurch sehr exzentrische und ungewöhnliche Bahnen entstehen können. Die
Wissenschaftler glauben, dass sich die Bahn eines der neu entdeckten Monde
eventuell so erklären lässt. Das Cassini-Team will nun versuchen, einen
zweiten Blick auf die winzigen Welten zu werfen: "Hoffentlich sind diese Bilder
nicht das letzte, was wir von diesen neuen Monden gesehen haben", so Porco.
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Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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