Saturnsonde
fast am Ziel
Redaktion
astronews.com
7. Juni 2004
Langsam wird
es spannend für die Wissenschaftler, die an der europäisch-amerikanischen
Saturnmission Cassini beteiligt sind: Am 1. Juli soll die Sonde zusammen
mit dem Titanlander Huygens in das Saturnsystem einschwenken und bereits
an diesem Freitag ist ein Vorüberflug am Saturnmond Phoebe geplant.

Saturn und seine Ringe, aufgenommen am 16. Mai 2004 von der "Narrow
Angle Camera" an Bord von Cassini. Foto:
NASA / JPL |
Die Sonde Cassini mit ihrem Lander Huygens wird am 1. Juli 2004 um
03.12 Uhr (MESZ) durch Zünden des Haupttriebwerks ihre Geschwindigkeit
verringern und in eine Umlaufbahn um den Saturn einschwenken. Die letzte Phase
der Annäherung nach einer siebenjährigen Reise ist damit abgeschlossen, so dass
die Erforschung des Planeten Saturn und seiner Monde beginnen kann. In
Deutschland beteiligen sich an dieser Mission das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR), Institute der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), mehrere
Universitäten sowie die deutsche Raumfahrtindustrie. Die Beteiligten haben eine
Vielzahl von Mess-Instrumenten bzw. -Komponenten geliefert oder arbeiten an
speziellen Experimenten mit. Der finanzielle Anteil Deutschlands an der Mission
beläuft sich auf rund 115 Millionen Euro.
Der Orbiter Cassini soll für mindestens vier Jahre Saturn, seine
Magnetosphäre und seine Monde erforschen. Dabei wird er 74-mal den Saturn
umkreisen. Es sind zehn gezielte Vorbeiflüge an den Eismonden, vor allem aber 45
nahe Passagen (bis hinunter auf 950 Kilometer Abstand) am Saturnmond Titan
vorgesehen.
Die Landesonde Huygens soll am 25. Dezember 2004 von der
Hauptsonde Cassini abgetrennt werden und am 14. Januar 2005 am Fallschirm
auf dem größten Saturnmond Titan, der eine dichte Atmosphäre besitzt,
niedergehen. Noch vor dem Einschuss in das Saturnsystem wird die Planetensonde
am 11. Juni am Saturnmond Phoebe in einer Entfernung von nur 2.000 Kilometern
vorbeifliegen und dort Daten aufnehmen.
An Bord von Cassini sind insgesamt zwölf wissenschaftliche Instrumente,
weitere sechs Instrumente befinden sich auf Huygens. Die
Max-Planck-Gesellschaft ist an Cassini-Huygens mit insgesamt vier
Instrumenten beteiligt: Das Max-Planck-Institut für Aeronomie (MPAE) in
Katlenburg-Lindau steuerte wesentliche Komponenten des Teilchenspektrometers
MIMI-LEMMS sowie des Ultraviolettspektrometers UVIS-HDAC auf Cassini und
Komponenten des Kamerasystems DISR auf Huygens bei. Das "Low-Energy
Magnetospheric Measurement-System" MIMI-LEMMS ist ein komplexer
Teilchenanalysator, der energiereiche Ionen und Elektronen nach Einfallsrichtung
und Energie in der Saturnmagnetosphäre untersuchen soll. Damit wird es erstmals
möglich sein, die globale Struktur und die physikalischen Prozesse in der
zweitgrößten Magnetosphäre unseres Sonnensystems besser zu verstehen.
Die
Wasserstoff-Deuterium-Absorptionszelle UVIS-HDAC misst den Wasserstoffgehalt im
interplanetaren Raum und das Wasserstoff/Deuterium-Verhältnis in der
Saturnumgebung und in der Titanatmosphäre. Damit lassen sich Rückschlüsse über
die Geschichte unseres Sonnensystems ziehen. Die Kamera DISR (Descent Imager/Spectral
Radiometer) nimmt während des Abstiegs zur Titanoberfläche Bilder und Spektren
auf. Das MPAE lieferte die CCD-Einheit mit Ausleseelektronik und
Datenkompressionseinrichtung. Zudem ist das MPAE wissenschaftlich an dem Ionen-
und Neutralmassenspektrometer INMS beteiligt.
Das Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg ist für den Staubdetektor
CDA (Cosmic Dust Analyzer) auf Cassini verantwortlich. CDA kann sowohl
interplanetaren Staub (kometaren und asteroidalen) als auch interstellaren Staub
(also Staub, welcher unser Sonnensystem lediglich durchdringt und seinen
Ursprung nicht hier hat) mit großer Empfindlichkeit und Zuverlässigkeit
nachweisen. So können Partikel mit einer Geschwindigkeit von 5 Kilometern pro
Sekunde und einer Masse von nur 10-16 Kilogramm (dies entspricht
einer Größe von einem zweitausendstel Millimeter) nachgewiesen werden.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) fördert und steuert die
deutschen Aktivitäten mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung (BMBF). Das Berliner DLR-Institut für Planetenforschung ist mit
eigenen wissenschaftlichen Beiträgen an vier Experimenten beteiligt: Der
Cosmic Dust Analyzer (CDA) ist ein Instrument zur Analyse von Staubteilchen,
bei dem simultan elektrische Ladung, Geschwindigkeit, Flugrichtung, Masse und
chemische Zusammensetzung einzelner Staubpartikel analysiert werden. Im
Saturnsystem sollen insbesondere dynamische Staubprozesse analysiert werden, die
mit den Oberflächen der Monde und dem Ringsystem wechselwirken. Die
wissenschaftliche Leitung für den CDA liegt beim Max-Planck-Institut für
Kernphysik. Technologie-Entwicklung, Fertigung und Tauglichkeitstests für
Hardware-Komponenten der mechanischen Teile erfolgten unter Federführung der
Abteilung Systemkonditionierung des DLR-Institutes für Strukturmechanik in
Berlin.
Das Visible and Infrared Mapping Spectrometer (VIMS) untersucht
Materialien auf den Oberflächen der Saturnmonde. Der Spektralbereich ist so
ausgelegt, dass er typische Eiskomponenten und organisches Material erfassen
kann. Zudem liefert es Daten über die Saturnatmosphäre. Das DLR-Institut für
Planetenforschung ist an der wissenschaftlichen Planung sowie im Besonderen an
der Verarbeitung und wissenschaftlichen Auswertung der Daten beteiligt. Mit dem
Imaging Science Subsystem (ISS) sollen Atmosphäre und Ringe des Saturns
sowie die Oberflächenstruktur und die geologische Entwicklung der Saturnsonde
erkundet werden. Das DLR unterstützt die Aufnahmeplanung und die kartographische
Datenprozessierung des Kameraexperiments in Zusammenarbeit mit der Freien
Universität Berlin. Darüber hinaus ist das DLR am Ultraviolet Imaging
Spectrograph UVIS beteiligt.
Die EADS Astrium war bei Huygens unter anderem für Bau und Entwicklung des
Untersystems der Temperaturkontrolle verantwortlich. Auch Endmontage und Tests
der Landeeinheit führte EADS Astrium durch. Zusätzlich beteiligen sich zahlreiche deutsche Universitäten an der Mission Cassini/Huygens. Die Mission,
benannt nach dem italienisch-französischen Astronomen Giovanni Domenico Cassini
(1625-1712) und seinem holländischen Kollegen Christiaan Huygens (1629-1695),
wurde 1997 an Bord einer Titan 4b-Centaur-Rakete von Cape Canaveral/USA aus
gestartet. Das Projekt steht unter der Federführung der Weltraumorganisationen
der USA (NASA) und Europas (ESA).
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Huygens, Sonde zur Erkundung des Saturnmondes
Titan (ESA)
Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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