Staublawinen
statt fließendes Wasser?
von Rainer Kayser
28. Mai 2004
Auf
zahlreichen Aufnahmen des roten Planeten sind relativ junge Geländeformationen
zu sehen, die verblüffend den Spuren ähneln, die fließendes Wasser hinterlassen
würde. Bedeutet das, dass es vor nicht allzu langer Zeit noch Wasser auf
dem roten Planeten gab? Nicht unbedingt, meinen nun amerikanische Forscher:
Staublawinen könnten für die "Flussrinnen" verantwortlich sein.
Gullies an einem Kraterhang, aufgenommen von der Sonde Mars
Global Surveyor. Foto:
NASA/JPL/Malin Space Science Systems |
Viele der auffälligen Flussrinnen an steilen Berg- und Kraterhängen auf dem
Mars sind möglicherweise nicht durch Wasser, sondern durch feinen Staub
entstanden. Das behaupten jetzt amerikanische Forscher auf Grund von
Experimenten.
Demnach bewegen sich Staublawinen auf dem Mars wegen der
schwächeren Anziehungskraft längere Zeit wie eine Flüssigkeit. Die
Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse jetzt in den Proceedings of
the National Academy of Sciences.
Schon die Bilder der Marssonden in den 1970er Jahren zeigten zur Überraschung
der Forscher Strukturen, die ausgetrockneten Flussläufen ähneln. Heute gibt es
kaum mehr Zweifel daran, dass es auf dem Mars vor Milliarden von Jahren offenes
Wasser gab - auch die jüngsten Ergebnisse der amerikanischen Marsroboter
bestätigen dies.
Die Flussrinnen an Krater- und Berghängen jedoch scheinen jüngeren Datums zu
sein und sind möglicherweise erst vor wenigen Millionen Jahren entstanden. Damit
stellten sie die Marsforscher bislang vor große Rätsel - gibt es an einigen
Stellen bis heute Wasser unmittelbar unter der Oberfläche?
Die Experimente von
Troy Shinbrot von der Rutgers University in New Jersey und seinen
Kollegen zeigen nun eine andere Erklärungsmöglichkeit für die "Gullies" auf:
Lawinen extrem feinen Staubs verhalten sich auf dem Mars wie eine Flüssigkeit
und können daher die Flussrinnen schaffen. Auf der Erde setzt sich der Staub
dagegen zu schnell ab, der Staubfluss kommt zum Erliegen - deshalb hatten die
Forscher bislang Staub als Erklärung ausgeschlossen.
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Mission Mars
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die astronews.com-Berichterstattung über die Erforschung des roten
Planeten |
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