Die
zwei Gesichter einer Supernova
von Stefan
Deiters
astronews.com
27. April 2004
Eine neue Aufnahme des NASA-Röntgenteleskops Chandra von dem Supernova-Überrest SNR 0540-69.3
macht eindrucksvoll deutlich, welche Kräfte bei diesem eindrucksvollen
Finale eines Sternenlebens frei werden: Auf eine Implosion folgt eine gewaltige
Explosion, die Schockwellen mit hoher Geschwindigkeit ins All sendet.
Chandra-Aufnahme des Supernova-Überrestes SNR 0540-69.3. Foto: NASA
/ CXC [Großansicht] |
Das jetzt veröffentlichte Bild des NASA-Röntgenteleskops Chandra zeigt
den Supernova-Überrest SNR 0540-69.3 und macht deutlich, auf welche Art die gewaltigen
Energien bei einer Supernova-Explosion frei werden. Zunächst wird bei einer
Implosion Materie auf kleinstem Raum komprimiert - es entsteht ein
Neutronenstern mit vielleicht 16 Kilometern Durchmesser. Die Implosion
verursacht eine gewaltige Explosion, die Schockwellen mit einer
Geschwindigkeit von über sieben Millionen Kilometern pro Stunde ins All sendet.
Auf der Chandra-Aufnahme sind diese beiden Aspekte deutlich auszumachen: Im
Zentrum ist eine gleißend helle Region mit einem Durchmesser von etwa drei
Lichtjahren zu erkennen, die auf hochenergetische Partikel zurückzuführen ist,
die von einem sich schnell drehenden Neutronenstern erzeugt werden. Umgeben ist
dieser so genannte Pulsar von einer rund 40 Lichtjahre durchmessenden Wolke aus heißem Gas,
die deutlich macht, wie weit die Schockwelle der Supernova-Explosion bislang
gekommen ist.
Der Pulsar im Zentrum dreht sich 20 Mal in der Sekunde um seine eigene Achse und
erzeugt Energie in einer Rate, die mit dem 30.000fachen unserer Sonne vergleichbar
ist. Der Pulsar hat starke Ähnlichkeit mit dem berühmten Pulsar im Krebs-Nebel,
der allerdings in nur 6.000 Lichtjahren Entfernung liegt. SNR 0540-69.3 ist
160.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Vom Alter her dürften sich die beiden
Pulsare allerdings kaum unterscheiden. Sie sind rund 1.000 Jahre alt und sorgen
für enorme Mengen an Röntgenstrahlung und hochenergetischen Teilchen, die eine
magnetisierte Wolke von einigen Lichtjahren Durchmesser bilden.
In den äußeren Bereichen unterscheiden sich die beiden Pulare jedoch: Die
gewaltige äußere Wolke aus rund 50 Millionen Grad Celsius heißem Gas ist beim Krebs-Nebel-Pulsar nicht auszumachen. Astronomen machen für diesen Unterschied
die Umweltbedingungen an den jeweiligen Orten verantwortlich: Der Vorgängerstern
von SNR 0540-69.3 lag offenbar in einer Region in der es recht viel Gas gab.
Durch die Schockwellen wurde dieses Gas komprimiert und aufgeheizt und konnte
daher im Röntgenlicht scheinen. Da dieses Gas im Falle des Krebs-Nebel-Pulsars
offenbar nicht in ausreichender Menge vorhanden war, ist dort keine
Röntgenstrahlung auszumachen.
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