AMBER sorgt für scharfen Infrarot-Blick
Redaktion
astronews.com
7. April 2004
Schwarze Löcher in den Zentren von Galaxien, Staubscheiben um junge
Sterne, Planeten anderer Sonnen - diese kosmischen Objekte zu
erforschen, erfordert Messungen mit extremer Bildschärfe. Das Instrument
AMBER kombiniert dazu das Licht von gleich drei VLT-Teleskopen und kann
so die Bildschärfe eines Teleskops von 200 Metern Durchmesser erreichen.
Am 23. März machte AMBER die ersten astronomischen Messungen.

Das AMBER-Instrument. Der komplexe Aufbau enthält eine große Anzahl
von optischen und mechanischen Komponenten für Interferometrie und gleichzeitig
Spektroskopie. Foto: AMBER-Konsortium.

Erste Aufzeichnung eines Interferenz-Bildes mit AMBER. Das
beobachtete Objekt ist der nahe Stern Sirius, spektral aufgelöst
mit Interferenzsystemen bei vielen verschiedenen Wellenlängen.
Bild: AMBER-Konsortium |
Planeten um benachbarte Sonnen beobachten? In den Kernbereich entfernter
Galaxien hineinspähen? Die Umgebung von Schwarzen Löchern erforschen? Das klingt
wie ein Traum für Astrophysiker. Mit AMBER, dem Astronomical Multi BEam
Recombiner, sind solche Untersuchungen zukünftig möglich.
AMBER ist ein Interferometrie-Instrument für den Nah-Infrarotbereich und hat am
Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte auf dem Cerro
Paranal in Chile soeben seine ersten Messungen durchgeführt. Am 23. März 2004
gelang es, ein spektral aufgelöstes Interferenz-Bild des nahen Sterns Sirius
aufzunehmen.
AMBER kann das Infrarot-Licht von zwei oder drei Teleskopen miteinander
interferometrisch vereinigen. Dadurch wird die Bildschärfe extrem gesteigert. Da
der Abstand der Einzelteleskope des VLT bis zu 200 Meter betragen kann, erhält
man Bilder mit einer Auflösung wie bei einem Teleskop von 200 Metern Durchmesser
– also 25fach schärfer als bei den Einzelteleskopen des Very Large Telescopes!
Außerdem ermöglicht AMBER gleichzeitig die Messung bei vielen verschiedenen
Wellenlängen.
Inzwischen sind bereits über hundert Forschungsprojekte angemeldet worden, und
noch viel mehr werden in Zukunft von europäischen Instituten erwartet. Darunter
befinden sich viele Anträge zu Schlüsselthemen der aktuellen Astrophysik: zum
Beispiel die Untersuchung von jungen Sternen und deren Staubscheiben, aus denen
gerade neue Planetensysteme entstehen, die Physik der Schwarzen Löcher in den
Kernbereichen von Galaxien oder der direkte Nachweis der Strahlung von
extrasolaren Planeten. AMBER kann die Massen und Spektren solcher Planeten und
vielleicht sogar ihre Atmosphären erforschen.
Am europäischen AMBER-Konsortium sind fünf Institute aus drei Ländern beteiligt.
Die Leitung des Projektes ist in Nizza und Grenoble. Die Infrarot-Kamera von
AMBER und das Datenerfassungssystem hat das Max-Planck-Institut für
Radioastronomie in Bonn gebaut. Das italienische Osservatorio Astrofisico di
Arcetri hat das gekühlte Spektrometer beigetragen. Beide Institute tragen
jeweils 25 Prozent der Gesamtkosten. Die optischen und mechanischen Teilsysteme und die
Instrument-Kontroll-Software wurden an der Universität Nizza hergestellt, mit
Unterstützung durch Observatoire de Bordeaux, IRCOM und INSU. Das Laboratoire
d'Astrophysique de l'Observatoire de Grenoble übernahm die Verantwortung für die
Software und für Test und Zusammenbau der Teilsysteme.
"Das ESO Very Large Telescope Interferometer mit dem
AMBER-Interferometrie-Instrument wird völlig neuartige Forschungsprojekte
ermöglichen, denn es kann die extreme Auflösung von einer Milli-Bogensekunde bei
der Wellenlänge von einem Mikrometer liefern", erklärt Prof. Gerd Weigelt vom
MPI für Radioastronomie in Bonn. "Diese hohe Bildschärfe ist sehr wichtig für
die Erforschung von Sternen während ihrer Entstehung, Zentren ferner Galaxien,
Planeten anderer Sonnen und vielen anderen Schlüsselobjekten der Astrophysik".
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