TITAN
Seewetterbericht für den Saturnmond
von Stefan
Deiters
astronews.com
2. April 2004
In weniger
als einem Jahr könnte endlich Gewissheit herrschen: Gibt es auf dem mysteriöse
Saturnmond Titan wirklich einen riesigen Ozean aus flüssigem Methan? Vieles
deutet derzeit darauf hin. Sicher wird man allerdings erst sein, wenn der
Titanlander Huygens in diesem Ozean landet. Britische Forscher haben
jetzt schon einmal berechnet, welches "Seewetter" dort zu erwarten wäre.

Landet der Titanlander Huygens im Januar 2005 in einem Ozean aus
Methan? Bild: ESA / David Seal |
Mehr und mehr deutet inzwischen darauf hin, dass zumindest Teile der
Oberfläche des Saturnmondes Titan von flüssigem Methan und Ethan bedeckt sind.
Auf der Erde ist Methan ein Gas, das jedoch bei Temperaturen von rund -180 Grad
Celsius als Flüssigkeit oder gefrorenes Eis vorliegen dürfte. Forscher
spekulieren nun, dass es auf dem Saturnmond mit Methan gefüllte Kraterseen oder aber sogar einen riesigen
Methanozean geben könnte. Aktuelle Radarbeobachtungen des Saturnmondes haben
immerhin ergeben, dass bis zu
75 Prozent seiner Oberfläche mit einer Flüssigkeit bedeckt sein könnte. Ist das
tatsächlich der Fall, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass der
europäische Lander Huygens nicht auf dem Titan landet, sondern eher auf
dem Mond "wassert".
Um herauszufinden, wie ein solcher Ozean wohl aussehen könnte, hat John Zarnecki von der englischen Open University, der für einen Teil der
Instrumente an Bord von Huygens verantwortlich zeichnet, sich mit Nadeem Ghafoor
von Surrey Satellite Technology und Kollegen des Southampton
Oceanography Centre zusammengetan. Mit Hilfe eines Computermodells
versuchten die Wissenschafter das Verhalten eines Ozeans auf Titan zu simulieren
und den Wellengang vorherzusagen.
Die Berechnungen ergaben, dass die Wellen auf Titan vermutlich sieben Mal
höher sein dürften als auf der Erde, was im wesentlichen mit der geringeren
Gravitationskraft des Saturnmondes zu tun hat. Die Geschwindigkeit der Wellen
hingegen sollte nach den Modellen um einen Faktor drei geringer sein. Ein
ideales Revier für Extremsportler also? Vielleicht, doch sind die Bedingungen
sehr extrem: Mit Temperaturen um die -180 Grad Celsius könnte hin und wieder
auch einmal ein Eisberg am Strand auftauchen. Zudem dürfte es in der
orange-bräunlichen Umgebung nicht sonderlich gut riechen.
Es könnte also sein, dass Huygens am 14. Januar 2005 in einer wirklich
fremden Welt landet, die anders aussehen dürfte als alles, was wir bislang
gesehen haben. Taucht die Sonde in einen Ozean ein, ist sie jedenfalls
vorbereitet: Mit einem Sonar soll sie feststellen wie tief er ist und zudem
aufzeichnen, welche Frequenz und Höhe die Wellen haben.
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Huygens, Sonde zur Erkundung des Saturnmondes
Titan (ESA)
Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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