Erste Röntgenaufnahme vom Saturn
von Rainer Kayser
8. März 2004
Ein
deutsches Astronomenteam hat jetzt die erste Röntgenaufnahme des Ringplaneten
Saturn vorgestellt. Die Wissenschaftler nutzten dazu das US-Röntgenteleskop
Chandra und fanden den Saturn auch auf einem älteren Bild des europäischen
Satelliten XMM-Newton. Auf diesem war der Ringplanet bislang niemandem
aufgefallen.
Chandra-Aufnahme des Saturn (oben) im Vergleich zu einer
Aufnahme des Ringplaneten mit dem Hubble-Weltraumteleskop. Fotos:
Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Hamburger
Sternwarte / Vadim Burwitz, STScI / NASA |
Einem deutschen Astronomenteam ist es erstmalig gelungen, Röntgenstrahlung
vom Planeten Saturn nachzuweisen. Die Forscher konnten das erste Röntgenbild des
Planeten mit dem schönen Ringsystem mit Hilfe des amerikanischen
Röntgensatelliten Chandra gewinnen. Auch auf Aufnahmen des europäischen
Röntgensatelliten XMM-Newton, die bereits ein halbes Jahr zuvor gemacht
worden waren, ist der Saturn sichtbar, wie die Wissenschaftler inzwischen zeigen
konnten – bislang war dies nur keinem Astronomen aufgefallen.
Die physikalische Ursache der Röntgenstrahlung des Saturn ist bislang unklar.
"Wir haben hauptsächlich Emission aus den Polarlichtern des Planeten erwartet",
erläutert Jan-Uwe Ness von der Hamburger Sternwarte, einer der beteiligten
Forscher, "gefunden haben wir jedoch Strahlung aus dem Bereich der
Äquatorebene."
Auch andere Himmelskörper des Sonnensystems senden Röntgenstrahlung aus.
Der Löwenanteil der Röntgenstrahlung stammt dabei von den heißen Gasen unserer
Sonne. Mond oder Mars dagegen reflektieren und streuen lediglich die von der
Sonne kommende Röntgenstrahlung. Bei dem Planeten Jupiter dagegen hatten frühere
Beobachtungen mit Chandra hauptsächlich Röntgenstrahlung von den Polen
nachgewiesen. Dort gibt es durch das starke Magnetfeld des Jupiter ausgeprägte
Polarlicht-Erscheinungen, bei denen elektrische geladene Teilchen beschleunigt
werden und so auch Röntgenstrahlung aussenden.
Deshalb hatten Ness und seine Kollegen von der Hamburger Sternwarte und vom
Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München auch
beim Saturn erwartet, in erster Linie Röntgenstrahlung von den Planetenpolen zu
empfangen. Die Strahlung aus der Äquatorebene lässt sich zwar im Prinzip durch
die Streuung der von der Sonne kommenden Röntgenstrahlung erklären. "Allerdings
müssten diese Streuprozesse ungewöhnlich stark sein", so Ness. Auch beim Jupiter
ist die gesamte Röntgenstrahlung stärker, als nach den physikalischen
Modellvorstellungen zu erwarten, ergänzt der Forscher. Weitere Beobachtungen mit
Chandra und XMM-Newton sollen nun Aufschluss über die Ursache der
Röntgenstrahlung von den großen Planeten geben.
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