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Einblick in den Urknall
von Rainer Kayser
5. März 2004
Britische Astronomen haben durch genaue Messungen mit einem speziellen
Radioteleskop Schwankungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung gefunden, die
- wenn sie sich bestätigen - zu groß sind, um mit der bisherigen Theorie erklärt
werden zu können. Müssen die ersten Augenblicke der Schöpfung neu geschrieben
werden?
Die Farben zeigen winzige Temperaturabweichungen in der
Hintergrundstrahlung in einer der beobachteten Himmelsregionen
an. Foto:
Jodrell Bank Observatory / University of Manchester |
Die Kosmologen müssen möglicherweise ihre Modelle von den ersten
Sekundenbruchteilen des Urknalls überdenken. Zu diesem Schluss kommt jetzt ein
internationales Forscherteam, das mit einem speziellen Radioteleskop auf dem
Mount Teide auf der Insel Teneriffa die kosmische Hintergrundstrahlung - das
"Echo des Urknalls" - untersucht hat. Dabei sind die Forscher auf Schwankungen
in dieser Strahlung gestoßen, die nicht in Einklang mit den bisherigen Theorien
stehen.
"Wir haben den ersten Augenblick der Schöpfung untersucht", erläutert Richard
Davis vom Jodrell Bank Observatory der University of Manchester,
"damals war das Universum eine Million mal eine Million mal eine Million mal
kleiner als ein Atom!" Die Kosmologen glauben, dass das Universum damals eine
"Inflation" genannte Phase durchlief, bei der es sich innerhalb kürzester Zeit
um viele Größenordnungen aufblähte. Quantenmechanische Effekte führten dabei zu
winzigen Schwankungen in der Dichteverteilung, aus denen später Galaxien
entstehen konnten.
Diese Schwankungen spiegeln sich auch in der kosmischen Hintergrundstrahlung
wieder. Mit dem Very Small Array (VSA) auf Teneriffa können die Forscher
insbesondere feinere Strukturen in der Hintergrundstrahlung aufspüren und so die
Messungen des Satelliten WMAP ergänzen, der im vergangenen Jahr die bislang
genauesten Daten über das Echo des Urknalls geliefert hatte. "Die populärsten
Modelle der Inflation sagen Schwankungen der Hintergrundstrahlung voraus, die
erheblich kleiner sind als das, was wir bei unseren neuen Beobachtungen gefunden
haben", fasst Richard Battye, ebenfalls vom Jodrell Bank Observatory,
zusammen. "Die gestiegene Empfindlichkeit von Instrumenten wie dem VSA erlaubt
uns nun, die Modelle der Inflation zu testen. Zwar sind die Ergebnisse noch
nicht völlig gesichert, aber wenn sie sich bestätigen, dann müssen wir unsere
Ansichten über die ersten Augenblicke der Schöpfung komplett überdenken."
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