Leuchtender
Ring scheinbar schneller als Licht
von Rainer Kayser
28. Januar 2004
Auf
den ersten Blick könnte man meinen, dass Einsteins Postulat, nichts bewegt sich
schneller als das Licht, eindeutig widerlegt wäre: Das europäische
Röntgenteleskop XMM-Newton entdeckte nämlich jetzt einen leuchtenden
Röntgenring, der sich scheinbar mit tausendfacher Lichtgeschwindigkeit
ausbreitet. Doch alle Freunden das "Warp-Antriebs" sei versichert: Es ist nur eine optische Täuschung.

Die Ausbreitung des Röntgenechos um den Gamma-Ray-Burst vom 3.
Dezember 2003. Fotos: ESA, S. Vaughan (University of
Leicester) [Großansicht] |
Der europäische Röntgensatellit XMM-Newton hat einen leuchtenden Ring
entdeckt, der sich scheinbar mit der tausendfachen Geschwindigkeit des Lichts
ausbreitet. Doch keine Sorge, die Relativitätstheorie Einsteins wird durch
dieses Phänomen nicht verletzt: Es handelt sich um einen Projektionseffekt,
ähnlich dem Strahl eines Leuchtturms, der über eine Wolkenschicht gleitet.
Der Röntgenring befindet sich an einer Stelle des Himmels, an der Anfang
Dezember vergangenen Jahres ein heftiger Ausbruch von Gammastrahlung stattfand.
Die hochenergetische Strahlung dieses Ereignisses ist nach Aussage der
Astronomen auf eine Staubschicht in unserer Galaxis gestoßen. Der Staub streue
die Strahlung und löse so ein "Röntgenecho" aus, das von uns aus als
expandierender Ring sichtbar ist.
Der Ring scheint sich auszudehnen, weil die Strahlung, die weiter von der
direkten Sichtlinie entfernt auf den Staub trifft, einen längeren Weg zu uns
zurückzulegen hat. Wir sehen also lediglich die zeitliche Abfolge der Streuung
der Röntgenstrahlung - tatsächlich bewegt sich dort nichts schneller als das
Licht.
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