Ziel im Blick in 5,5 Millionen Kilometern
Redaktion
astronews.com
4. Dezember 2003
Drei Wochen
wird sie noch unterwegs sein, doch schon jetzt riskierte die Sonde Mars Express
einen ersten Blick auf ihr Reiseziel: Aus rund 5,5 Millionen Kilometern
Entfernung lieferte die deutsche Stereokamera HRSC eine Ansicht des roten
Planeten. Ein gelungener Test für das Kamerasystem, das detaillierte Bilder von
der Marsoberfläche liefern soll.
Der Mars aus 5,5 Millionen Kilometern Entfernung. Bild:
ESA / DLR / FU Berlin |
Drei Wochen vor der geplanten Ankunft der Mars Express Raumsonde der
Europäischen Weltraumorganisation ESA am roten Planeten wurde gestern das erste
Mars-Bild der Mission in Darmstadt vorgestellt. Es zeigt den roten Planeten aus
einer Entfernung von rund 5,5 Millionen Kilometern. Das Bild wurde zu
Testzwecken von der Marskamera HRSC aufgenommen.
Die deutsche Stereokamera HRSC
(High Resolution Stereo Camera) wird vom Institut für Planetenforschung
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof
betrieben. Prozessiert wurde das Bild vom DLR in Berlin-Adlershof gemeinsam mit
der Freien Universität Berlin: "Die schnelle Prozessierung der Stereobilder war
für das DLR bereits der zweite erfolgreiche Test", erklärte Ralf Jaumann,
Experiment-Manager der Kamera vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin.
"Wir sind nun bestens vorbereitet für die vielen Bilder vom Mars, mit denen die
Wissenschaftler ab Januar rechnen", so Jaumann.
Seit ihrem Start am 2. Juni 2003 hat die europäische Sonde Mars Express
auf ihrer langen Reise zum roten Planeten bereits mehr als 440 Millionen
Kilometer zurückgelegt. Am 1. Dezember 2003, weniger als vier Wochen vor dem
Einschuss in die Marsumlaufbahn ("Mars orbit insertion") am 25. Dezember
2003, wurde die deutsche Stereokamera HRSC (High Resolution Stereo Camera) und
ihr "Super Resolution Channel" (SRC) auf den Mars ausgerichtet. Dabei
entstand die Ansicht des roten Planeten. Die Sonne bescheint einen Teil der
westlichen Hemisphäre, etwas mehr als ein Drittel der "Marsscheibe" liegt im
Schatten und erzeugt diese ungewöhnliche Ansicht des Himmelskörpers, der unter
dieser Beleuchtung von der Erde so niemals beobachtet werden kann.
Aus dieser
Entfernung sind nur die Helligkeitsunterschiede großflächiger geologischer
Strukturen zu erkennen. Die dunklen Flächen in der oberen Bildhälfte, an deren
Südrand die Sonden Viking Lander 1 (1976) und Pathfinder (1997)
landeten, sind Teil der nördlichen Tiefländer, in denen vor Milliarden Jahren
möglicherweise Ozeane existierten. Gut zu erkennen auch die helle Eiskappe des
Südpols – auf der südlichen Marshemisphäre naht der Winter.
Die digitalen Bilddaten – insgesamt etwa 173 Megabyte – wurden auf der
Raumsonde gespeichert, zur Erde übertragen und von der 40 Meter-Antenne des DSN
(Deep Space Network) in Madrid empfangen. Die Empfangsstation der ESA in
New Norcia (Australien) war zu dieser Zeit vom Mars aus verdeckt. Die Daten
wurden anschließend an das Europäische Raumfahrtkontrollzentrum (ESOC) der ESA
nach Darmstadt übermittelt. Für die Kombination von hochauflösenden
SRC-Schwarzweißbildern mit den Farbbilddaten der HRSC sind eine Reihe von
Prozessierungsschritten notwendig, wie beispielsweise Korrekturen der
Bildgeometrie, Kontrastanpassung oder Passgenauigkeit der übereinander gelegten
Bildmosaike.
Nach dem Erreichen der Mars-Umlaufbahn wird die Kamera hochauflösende Bilder
in Farbe und Stereo aufnehmen, mit denen detaillierte Studien der Marsoberfläche
möglich sind und die unser Verständnis der geologischen Entwicklung des roten
Planeten verbessern werden. Die Prozessierung der Bilder erfolgt am Institut für
Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in
Berlin-Adlershof in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin. Geleitet
wird das deutsche Kameraexperiment HRSC-SRC an Bord von Mars Express vom
"Principal Investigator" Prof. Dr. Gerhard Neukum (FU Berlin). Die Kamera wurde
von EADS Astrium in Friedrichshafen gebaut.
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