Probebetrieb
im neuen Kontrollzentrum
Redaktion
astronews.com
16. Oktober 2003
Durch die
Columbia-Katastrophe ruht derzeit der weitere Ausbau der Internationalen
Raumstation ISS. Am Boden jedoch gehen die Vorbereitungen weiter, beispielsweise
beim DLR in Oberpfaffenhofen, von wo aus einmal das europäischen
Weltraumlaboratorium Columbus überwacht werden soll. Unlängst wurde die
erste Inbetriebnahme von Columbus geprobt.
Europas Weltraumlabor Columbus soll einmal von Oberpfaffenhofen
aus überwacht werden. Bild: ESA |
Eines der bedeutendsten Projekte, das das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen in den kommenden Jahren zu bewältigen hat,
nimmt Fahrt auf. Gemeinsam mit Kollegen der amerikanischen Weltraumbehörde NASA
sowie Vertretern der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der European
Aeronautic Defence and Space Company (EADS) probten kürzlich Wissenschaftler
und Ingenieure im DLR-Raumfahrt-Kontrollzentrum zum ersten Mal den "Ernstfall":
In einer Simulation spielten die Europäer gemeinsam mit den Amerikanern die
erste Inbetriebnahme des europäischen Weltraumlabors Columbus durch.
Bei der Simulation konnten erstmals unter anderem die Einschaltsequenzen der für
die Astronauten lebenserhaltenden Systeme, die Kühlversorgung der verschiedenen
Geräte sowie die Aktivierung der Luftzirkulation für das Weltraumlabor geprüft
werden. Trotz kurzer Vorbereitungszeit klappte der erste Test: Der großen
Erfahrung, die die Betriebsmannschaft in der Vergangenheit bei zahlreichen
bemannten und unbemannten Raumfahrt-Missionen gesammelt hat, war es zu
verdanken, dass die komplexe Simulation rasch auf die Beine gestellt werden
konnte.
Die Arbeiten in Oberpfaffenhofen und in Houston, Texas – von dort aus werden die
Steuersignale des DLR zur ISS gesendet – sind aber erst am Anfang. Die
Simulation sei "der allererste Schritt" gewesen, sagt Thomas Kuch, Leiter des
DLR-Missionsbetriebs. Ihr werden seinen Angaben nach in den kommenden Monaten
zahlreiche weitere folgen. In die Szenarien, die an den Computern durchgespielt
werden, bauen die Ingenieure mit voller Absicht eine ganze Reihe von
Fehlfunktionen ein. Kuch: "Wir versuchen, uns möglichst viele Fehlerquellen
auszudenken, damit wir im Ernstfall bestens gerüstet sind." Die nächsten
Simulationen, die dann in Houston und in Oberpfaffenhofen durchgeführt werden,
sind für Anfang Dezember 2003 geplant.
Das Kontrollzentrum des DLR in Oberpfaffenhofen wird künftig die europäische
Koordinations- und Leitstelle für den Betrieb des Columbus-Labors sein (astronews.com
berichtete). Das Modul ist der wichtigste europäische Beitrag im Rahmen des
Raumstationsprogramms. Das derzeitige Vertragsvolumen zwischen ESA und DLR liegt
bei 37,5 Millionen Euro. Es beinhaltet unter anderem den Ausbau des
DLR-Raumfahrt-Kontrollzentrums für den Einsatz als Columbus-Kontrollzentrum
sowie der Datennetzwerk-Infrastruktur. Ein weiterer Vertrag für die Vorbereitung
des Columbus-Betriebs wurde in diesen Tagen unterzeichnet. Das Volumen
dieser Vereinbarung beträgt 16 Millionen Euro.
Die Reise des Columbus-Moduls zur ISS war ursprünglich für Oktober 2004
geplant. Wegen des Shuttleunglücks im Februar dieses Jahres musste der
Columbus-Start jedoch ebenso wie andere Flüge zur ISS verschoben werden.
Sobald das Modul im All angekommen ist wird es mit Hilfe eines in Kanada
gebauten Greifarms der ISS an die Raumstation angedockt. Wenn das Andockmanöver
abgeschlossen ist, übernimmt das Columbus-Kontrollzentrum die
Verantwortung für das europäische Weltraum-Labor und die Koordination des
wissenschaftlichen Programms. Ob deutsche Astronauten an der so genannten
1E-Mission (erste europäische Weltraummission für die ISS) teilnehmen werden,
ist noch offen.
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