Ursprung der
mysteriösen Röntgenblitze entlarvt
von Rainer Kayser
12. September 2003
Mit Hilfe
des Röntgenteleskops Chandra sowie von zahlreichen optischen und
Radioteleskopen kamen Astronomen nun dem Ursprung der mysteriösen Röntgenblitze
auf die Spur, die immer wieder im Weltall aufleuchten. Sie scheinen, so die
neuen Erkenntnisse, zwar aus einiger Entfernung zu kommen, jedoch nicht vom Rand
des Universums.
Hubble-Bilder zweier entfernter Galaxien. In der Vergrößerung
(unten) ist die Position markiert, wo Chandra das Nachglühen der
Röntgenblitze beobachtete. Foto: NASA /P. van Dokkum
(Yale) und J. Bloom (CfA) [Großansicht] |
In einer konzertierten Aktion ist es amerikanischen Astronomen gelungen,
den Ursprung mysteriöser Röntgenblitze zu entlarven, die immer wieder im
Weltall aufleuchten. Zeitgleiche Beobachtungen mit dem Röntgensatelliten
Chandra und zahlreichen optischen Fernrohren und Radioteleskopen auf der
Erde zeigen, dass die Röntgenstrahlung aus blauen Galaxien stammt, in
denen viele Sterne entstehen. Dies widerlegt die bisherige Vermutung der
Astronomen, dass die Röntgenblitze vom Rand des bekannten Kosmos
stammen. Die Forscher berichteten jetzt auf einer Fachtagung in Santa Fe
von ihren Beobachtungen.
"Wir können jetzt ausschließen, dass die Röntgenblitze in extrem großer
Entfernung von uns entstehen", erläutert Joshua Bloom vom
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, einer der
beteiligten Forscher. "Als Erklärung kommen daher wie bei den
energiereicheren Gammastrahlungs-Ausbrüchen explodierende, massereiche
Sterne in Frage." Allerdings, so Bloom, müssten die Explosionen weniger
energiereich sein als bei den Gamma-Ausbrüchen - oder, so eine
alternative Erklärungsmöglichkeit, wir schauen aus einem anderen Winkel
auf die Explosion und sehen daher weniger energiereiche Strahlung.
Die Energie der Röntgenblitze ist geringer als bei Gamma-Ausbrüchen und
sie dauern erheblich länger. Deshalb hatten die Astronomen bislang
vermutet, Röntgenblitze seien in Wahrheit nichts anderes als
Gamma-Ausbrüche, nur aus erheblich größerer Entfernung - sprichwörtlich
vom Rande des Universums. Durch die Expansion des Weltalls wäre der
Blitz dann in die Länge gezogen und zu längeren Wellenlängen - eben in
den Röntgenbereich hinein - verschoben. Diese These muss mit den neuen
Beobachtungen nun zu den Akten gelegt werden.
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