SCHWARZE LÖCHER
Wie Schwarze Löcher gefüttert werden
von Rainer Kayser
25. Juni 2003
Wie füttert man
die gewaltigen Schwarzen Löcher, die in den Zentren fast aller Galaxien vermutet
werden? Zwei amerikanische Astronomen glauben nun, eine Antwort gefunden zu
haben: Kleinere Schwarze Löcher versorgen ihre großen Artgenossen mit Sternen
und werden dabei selbst verschlungen.
Das Zentrum der Milchstraße im mittleren Infrarotbereich. Foto: NASA/JPL |
Im Zentrum der meisten - wenn nicht aller - Galaxien sitzt nach heutigen
Erkenntnissen ein supermassereiches Schwarzes Loch. Das Schwarze Loch im
Mittelpunkt unserer Milchstraße beispielsweise besitzt eine Masse von
drei Millionen Sonnenmassen. Zwei amerikanische Astronomen glauben nun
herausgefunden zu haben, wie diese Schwerkraftmonster "gefüttert"
werden: Offenbar führen ihnen mittelgroße Schwarze Löcher Sterne zu -
die dann gemeinsam mit diesen Schwarzen Löchern im Schlund der
gefräßigen Super-Löcher verschwinden.
Nur rund ein halbes Lichtjahr vom zentralen Schwarzen Loch der
Milchstraße entfernt befindet sich ein Sternhaufen aus jungen Sternen.
Die Sterne dieses Haufens sind weniger als zehn Millionen Jahre alt -
für die Astronomen bislang ein gewaltiges Rätsel. Denn innerhalb eines
Umkreises von drei bis fünf Lichtjahren um das supermassereiche Schwarze
Loch sollten eigentlich keine Sterne entstehen können - die Schwerkraft
des Schwarzen Lochs würde jede große Gaswolke vorher zerreißen. Wie also
sind die jungen Sterne so nahe an das zentrale Schwarze Loch herangekommen?
Brad Hansen von der University of California in Los Angeles und Milos
Milosavljevic vom California Institute of Technology in Pasadena glauben
nun die Lösung dieses Rätsels gefunden zu haben. Ihre Untersuchung der
Bewegung der Sterne in dem Haufen zeigen, dass sie sich in rascher
Bewegung um ein Schwarzes Loch mit einer Masse von 1.000 bis 10.000
Sonnenmassen befinden. Dieses Schwarze Loch ist offenbar gemeinsam mit
den Sternen entstanden - und zieht nun die Sterne mit in den
Einflussbereich des supermassereichen Schwarzen Lochs hinein. Die
Schwerkraft des kleineren Schwarzen Lochs hält dabei den Sternhaufen
zusammen.
"Wenn wir davon ausgehen, dass wir uns nicht an einem speziellen
Zeitpunkt der galaktischen Geschichte befinden, dann kommen solche
Vorgänge vermutlich immer wieder vor - vielleicht alle paar Millionen
Jahre", argumentiert Hansen. Auf diese Weise könnte also das Schwarze
Loch im Zentrum der Milchstraße - und auch die Schwarzen Löcher in
anderen Galaxien - ständig mit Masse angereichert werden.
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