SONNE
Neue Bilder
zeigen überraschende Vielfalt
von Stefan
Deiters
astronews.com
18. Juni 2003
Eine
internationale Gruppe von Sonnenphysikern hat sich mit den bislang
detailliertesten Aufnahmen beschäftigt, die von der Randregion der Sonne gemacht
wurden und zu ihrer Überraschung eine Vielzahl von Strukturen vorgefunden.
Die Entdeckungen könnten helfen, Aktivitätsschwankungen der Sonne besser zu
verstehen und vorherzusagen.
Bild einer Region am östlichen Sonnenrand, das mit Hilfe des
schwedischen Sonnenteleskops auf La Palma gemacht wurde. Die
Höhe der erkennbaren Strukturen dürfte zwischen 200 und 450
Kilometern betragen. Foto:
Lockheed Martin /
Institute for Solar Physics of the Royal Swedish Academy of
Sciences, Prof. Goran Scharmer, Dr. Mats G. Löfdahl [Großansicht] |
"Bis vor Kurzem haben wir gedacht, dass die Photosphäre der Sonne eine
relativ ebene und strukturarme Oberfläche der Sonne ist, in die nur ein
Sonnenfleck hin und wieder einmal ein wenig Abwechselung bringt", erläutert
Sonnenphysiker Dr. Tom Berger vom Lockheed Martin Solar and Astrophysics Lab
die Bedeutung der neuen Beobachtungen.
"Nun konnten wir mit Hilfe des neuen schwedischen 1-Meter-Sonnenteleskops auf
der Kanareninsel La Palma erstmals die dreidimensionale Struktur der konvektiven Granulen beobachten, die in der Photosphäre zu finden sind."
Die Oberfläche der Sonne besteht hauptsächlich aus unregelmäßigen
zellenförmigen Strukturen, die durch Temperaturunterschiede entstehen. Diese
Granulen genannten Zellen sind Folge von Konvektionsvorgängen, durch die Wärme
an die Oberfläche der Sonne transportiert wird. Jede dieser Granulen hat eine
Größe, die in etwa mit dem US-Bundestaat Texas vergleichbar ist. Die
Sonnenflecken erscheinen auf der Aufnahme, die eine Auflösung von 75 Kilometern
hat, wie eingesunken in die umgebenen Granulen. Diese so genannte "Wilson
Depression" wurde schon aus weniger hochaufgelösten Aufnahmen gefolgert, aber
noch nie direkt gesehen.
Am wichtigsten für das Erdklima ist aber - so die Forscher - die Tatsache,
dass die Bilder eindeutig zeigen, dass die Granulation in Regionen mit
schwächeren Magnetfeldern außerhalb von Sonnenflecken erhöht ist und zudem
hellere Ränder hat als in nichtmagnetischen Regionen. Helle Strukturen in der
Nähe des Sonnenrandes sind schon seit vielen Jahren bekannt und werden
Sonnenfackeln genannt. Sie sind deswegen interessant, weil ihre Helligkeit für
eine leichte Zunahme der Abstrahlung der Sonne verantwortlich ist, die man
während eines Maximums des solaren Aktivitätszyklus beobachtet hat.
Während des solaren Maximums ist die Sonne von einer großen Zahl von
Sonnenflecken überzogen, so dass man zunächst davon ausging, das die Intensität
der Sonnenstrahlung, die man auf der Erde messen kann, geringer wird. Doch in
den 80er Jahren stellte man fest, dass Sonnenflecken zwar kurzfristig für
eine Verringerung der Strahlungsintensität sorgen, aber über längere Zeiträume
betrachtet, die Intensität der Sonnenstrahlung mit der Zunahme von Sonnenflecken
zunimmt. Und als Quelle dieser zusätzlichen Strahlung machte man die
Sonnenfackeln am Rand der Sonne aus.
Mit Hilfe der neuen Aufnahmen der Sonnenoberfläche hoffen die Sonnenphysiker
nun, ihre Modelle von der Entstehung dieser Sonnenfackeln überprüfen und den
besseren Daten anpassen zu können. Man geht bislang davon aus, dass die
Sonnenfackeln durch kleine von Magnetfeldern erzeugte Mikroporen entstehen, die
quasi ein Loch in der Photosphäre darstellen. In der Sonnenmitte sieht man nur
den Boden dieser Mikroporen, der relativ kühl ist. Am Sonnenrand kann man aber -
wegen des anderen Blickwinkels - den heißen Rand dieser tunnelförmigen
Mikroporen sehen, der somit im Vergleich zu den kühleren Granulen der Umgebung hell leuchtet.
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