MARS EXPLORATION ROVER
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Sondenstart zum Mars
Redaktion
astronews.com
6. Juni 2003
Rund eine Woche
nach dem erfolgreichen Start der europäischen Sonde Mars
Express will die amerikanische Weltraumbehörde NASA am Sonntag nachziehen:
Von Florida aus soll der erste von zwei Mars-Rovern zum roten Planeten starten.
Auch diese Marskundschafter haben deutsche Instrumente an Bord.

So könnte es aussehen, wenn einer der beiden Mars Exploration
Rover den roten Planeten erkundet. Bild: NASA |
Der Wettlauf zum roten Planeten hat begonnen: Am Pfingstsonntag startet die
US-Raumfahrtbehörde NASA die erste von zwei Sonden zum Mars und wie beim
europäischen Mars Express fliegen auch Instrumente von deutschen
Wissenschaftlern mit: So stammen die "Nasen" der beiden Mars Exploration Rover
namens Alpha Particle X-Ray Spectrometer (APXS), die auf der
Marsoberfläche Steine und Böden beschnüffeln, um ihre chemische Zusammensetzung
zu bestimmen, von der Abteilung Kosmochemie am Mainzer Max-Planck-Institut für
Chemie.
Neben dem Ziel, eine möglichst lange Strecke (mehr als 500 Meter)
zurückzulegen, sollen die Rover als ferngesteuerte Feldgeologen arbeiten. Die
Roboter auf Rädern haben einen beweglichen Arm mit einem Gesteinsschleifer und
drei wissenschaftlichen Instrumenten: eine amerikanische Mikroskop-Kamera für
Oberflächenbilder, ein Mössbauer-Spektrometer für mineralogische Analysen der
Johannes Gutenberg-Universität in Mainz sowie das APXS aus dem
Max-Planck-Institut für Chemie. Seinen Beinamen Schnüffler erhielt das Gerät
während der Mars Pathfinder Mission im Jahr 1997, als es von dem
Mini-Rover Sojourner zu verschiedenen Stellen auf der Oberfläche gefahren
wurde und die erste chemische Untersuchung eines Marssteins vornahm. Dieses
Konzept eines mobilen Labors überzeugte so sehr, dass die NASA nun zwei große
Rover zum Mars schickt, die mehrere Instrumente tragen, um Steine und Böden in
bisher einmaliger Qualität zu untersuchen.
Dr. Rudolf Rieder und Dr. Ralf Gellert brachten das APXS für die Mars
Exploration Rover-Mission auf den neuesten technischen Stand. Dabei
verbesserten sie die Methode der Röntgenanalyse mit einem neuen Typ von
Detektor, den das Halbleiterlabor der Max-Planck-Gesellschaft entwickelt hat.
Jetzt gewinnen die Forscher schon nach einer halben Stunde Messzeit sehr gute
Röntgenspektren - bei Pathfinder mussten sie mehrere Stunden warten. Laut
Dr. Johannes Brückner verbessert das neue APXS die Marserkundung deutlich. Wann
immer es während der Mission möglich ist, wird der Schnüffler kurz
eingeschaltet, um zu überprüfen, ob sich unterwegs die chemische Zusammensetzung
des Bodens oder der Steine verändert hat, sagt Brückner. Dies führe zu großer
Flexibilität, da sich schnell entscheiden lasse, ob der Rover weiterfahren soll
oder nicht. Ist die neue Stelle interessant, kann ein längeres Messprogramm mit
allen Instrumenten durchgeführt werden.
Der Schnüffler besteht aus einem acht Zentimeter langen zylindrischen
Messkopf mit fünf Zentimeter Durchmesser, der am Manipulatorarm befestigt ist,
und der Elektronik, die sich im Innern des Rovers befindet. Beides zusammen
wiegt nur etwa 600 Gramm. Der Messkopf enthält radioaktive Quellen des
Transurans Curium-244 und bombardiert die Oberfläche einer Probe mit Alpha- und
Röntgenstrahlung. Als Resultat sendet die Probe ihrerseits Röntgenstrahlung aus,
die ein Detektor auffängt. Das auf diese Weise gewonnene Röntgenspektrum zeigt
Linien, die für die Elemente in der Probe charakteristisch sind - gewissermaßen
ein atomarer Fingerabdruck. Damit lassen sich viele Elemente nachweisen:
Natrium, Magnesium, Aluminium, Silizium, Kalium, Kalzium, Eisen und Zink.
Wasserstoff, der im Molekül Wasser vorkommt, lässt sich indirekt mit dem
Mössbauer-Spektrometer bestimmen.
Im Januar 2004 werden die beiden Rover auf dem Mars in der Nähe des Äquators
landen, der eine in dem Krater Gusev, der andere in Terra Meridiani, einem
Gebiet, wo das Eisen-Mineral Hematit vorkommt. Beide Orte wurden ausgewählt,
weil es dort vermutlich einmal Wasser gab. Nach der Landung sollen die Sonden
zunächst die unmittelbare Umgebung untersuchen. Dann werden die Rover ihre
Querfeldeinrallye beginnen. Zwar fehlen Kameras entlang der Piste, aber die
Zuschauer auf der Erde sollen aufregende Bilder von mehreren Bordkameras
erhalten. Die jeweils nächste Etappe der Rallye wird erst am Tag zuvor
festgelegt.
Wegen der dünnen Atmosphäre kann sich Wasser auf dem Mars nicht lange halten:
Es verdunstet sehr schnell. Daher ist die Oberfläche des roten Planeten heute
knochentrocken. Es gibt jedoch viele Hinweise, dass vor vielen Millionen Jahren
auf dem Mars Wasser geflossen ist. So zeigen Fotos aus der Umlaufbahn Strukturen
wie den Krater Gusev, die sich am ehesten durch eine nasse Vergangenheit des
Mars erklären lassen. Wasser ist eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung
von Leben daher gilt der Suche nach Wasser das besondere Interesse der
Wissenschaftler.
Alle Artikel über die Mission der Mars-Rover bietet astronews.com ab heute
auf einer eigenen Mission-Webseite.
Update:
Wegen schlechten Wetters wurde der Start auf den 10. Juni 2003, 18.58 Uhr MEZ
verschoben.
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