MARS EXPRESS
Deutsches
Know-how auf dem Weg zum Mars
Redaktion
astronews.com
19. Mai 2003
In rund zwei
Wochen soll mit Mars
Express erstmals eine europäische Mission zum roten Planeten starten. Mit an
Bord sind auch eine ganze Reihe von Instrumenten, an deren Entwicklung und Bau
deutsche Wissenschaftler beteiligt waren - unter anderem vom Max-Planck-Institut
für Aeronomie in Katlenburg-Lindau.

Mars Express. Bild: ESA |
Am 2. Juni 2003 um 23.45 Uhr Ortszeit (19.45 Uhr Mitteleuropäische
Sommerzeit) soll von Baikonur/Kasachstan aus die ESA-Mission Mars Express zum
roten Planeten starten. Sie besteht aus einem Marsorbiter und der Landesonde
Beagle 2; beide werden den Mars Ende Dezember 2003 erreichen. Mars Express
soll Oberfläche und Atmosphäre des Mars und die Wechselwirkung des
interplanetaren Mediums mit der Marsatmosphäre erkunden. Das
Max-Planck-Institut für Aeronomie (MPAE) in Katlenburg-Lindau ist mit Hardware
bei ASPERA-3, dem Beagle 2-Mikroskop und dem Beagle 2-Gasanalysator, mit
Software bei der HRSC, bei MARSIS und dem Beagle 2-Mikroskop beteiligt. Bei
allen genannten Instrumenten sowie bei den beiden Orbiter-Instrumenten OMEGA (Infrared
Mineralogical Mapping Spectrometer) und PFS (Planetary Fourier
Spectrometer) - die die Planetenoberfläche bzw. die Atmosphäre untersuchen
werden - wird es sich an der Datenauswertung beteiligen.
ASPERA-3 (Analyzer for Space Plasmas and EneRgetic Atoms) ist eine zum Orbiter
gehörende hochentwickelte und kompakte Instrumentengruppe zur Registrierung von
Ionen, Elektronen und neutralen Teilchen. Sie soll den Einfluss des Sonnenwinds
auf die Marsatmosphäre untersuchen und letztlich auch die Frage nach dem
Verbleib des früher offenbar auf der Marsoberfläche vorhandenen Wassers einer
Klärung näher bringen. Unter der Leitung von Prof. Rickard Lundin vom
Schwedischen Institut für Weltraumphysik (IRF) in Kiruna waren fünfzehn in
Europa und den USA angesiedelte Institute am Bau von ASPERA-3 beteiligt. Das
MPAE lieferte
- gemeinsam mit dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze
(IDA) der TU Braunschweig und dem Institut für Physik des Interplanetaren
Raumes (IFSI) in Rom - die Elektronik des Hauptsensors NPD (Neutral Particle
Detector). Es wird sich auch an der Datenauswertung beteiligen. Für ASPERA-3
wird erstmals eine neu entwickelte Elektronik mit modernster Digitaltechnik
eingesetzt. Diese Neuerung führte über eine Steigerung der wissenschaftlichen
Leistungsfähigkeit zu einer Verringerung der Masse und der Verlustleistung des
Instruments und vereinfachte die Herstellung.
Die HRSC (High/Super Resolution Stereo Camera) wurde am DLR-Institut für
Weltraumsensorik und Planetenerkundung in Berlin-Adlershof unter der Leitung von
Prof. Dr. Gerhard Neukum (jetzt FU Berlin) entwickelt und gebaut. Sie besitzt
zehn CCD-Detektoren und macht farbige 3D-Aufnahmen in hoher Auflösung. Zu den
wissenschaftlichen Zielen, die mit diesem Instrument erreicht werden sollen,
gehören u. a. die Kartografierung von 100% der Marsoberfläche mit einer
Auflösung kleiner als 30 Meter/Bildpunkt und die Kartografierung von 50% der
Marsoberfläche mit einer Auflösung kleiner als 15 Meter/Bildpunkt. Die
Auflösung aus 250 km Höhe (marsnächster Punkt) beträgt 10m pro Bildpunkt,
mit dem dazugehörenden hochauflösenden Kanal SRC (Super Resolution Channel)
können von besonders interessanten Gebieten sogar Aufnahmen mit einer
Auflösung von 2.3 m pro Bildpunkt gemacht werden. Das MPAE hat zwar keine
Hardware für die Kamera geliefert, nimmt im HRSC-Team aber doch eine führende
Rolle ein. Seine Wissenschaftler, die vor allem an der Mars-Atmosphäre
interessiert sind, haben Software geliefert, nehmen an den Beratungen über den
Einsatz der Kamera teil und beteiligen sich an der Datenauswertung.
MARSIS (Mars Advanced Radar for Subsurface and Ionosphere Sounding) ist ein
Radarsystem, das mit einer 40 m langen Antenne Radiowellen (1,3 - 5,5 MHz) zum
Mars sendet und die vom Untergrund, von der Oberfläche oder von der Ionosphäre
reflektierten Echos empfängt. Es soll in verschiedenen Missionsphasen
- den Untergrund bis ca. 5 km Tiefe erforschen und dort insbesondere nach Wasser
und Wassereis suchen,
- die Elektronendichte der Mars-Ionosphäre messen und quantitative Aussagen
über den Einfluss des Sonnenwinds auf die obere Marsatmosphäre ermöglichen
- sowie in der vielschichtigen Südpolregion als Höhenmessgerät
(Altimeter) dienen.
Das Mikroskop auf Beagle 2 wurde mit Beiträgen anderer europäischer und
amerikanischer Forschungsinstitute unter Leitung von Prof. Dr. Nicolas Thomas (früher
MPAE, jetzt Universität Bern) gebaut. Das MPAE hat Hardware und eine sehr
aufwendige Software beigesteuert, die es erlaubt, bei starker Datenreduktion das
gesamte Gesichtsfeld als scharfes, buntes 3D-Bild zu übermitteln. Das Gerät
kann mit einem Schrittmotor auf das Objekt scharf eingestellt werden. Zwoelf
Dioden in vier Farben (rot, grün, blau, UV) erlauben dessen optimale
Ausleuchtung. Das 11,5 cm lange und 5 cm breite Instrument wiegt nur 240 g. Sein
CCD-Detektor hat 1000 x 1000 Pixel. Mit dem Mikroskop soll insbesondere
- Größe und Form des Mars-Staubs bestimmt werden, um die Modelle für die
Lichtstreuung in der Mars-Atmosphäre zu verbessern;
- bei einer Auflösung von 8 Mikrometer nach physikalischen und chemischen
Inhomogenitäten im Marsgestein gesucht werden;
- nach Sedimenten geforscht werden, die wiederum einen Hinweis auf früher
vorhandenes Oberflächenwasser geben würden;
- nach Hinweisen auf frühere oder gegenwärtige biologische Aktivität gesucht
werden.
Neben mehreren weiteren Instrumenten ist auf Beagle 2 auch ein Gasanalysator
(GAP = Gas Analysis Package) untergebracht. Für dieses Instrument wurde am MPAE
das Bauteil SHADS (Sample Handling And Distribution System) entwickelt und
gefertigt. SHADS besteht aus einem Probenkarussell mit zwölf Platinöfen und
einer so genannten "Tapping Station". In den Öfen sollen Boden- oder
Atmosphäreproben thermisch zersetzt werden, die dabei frei werdenden Gase
werden massenspektrometrisch untersucht. Die "Tapping Station" hat die Aufgabe,
den gerade mit einer Probe befüllten Ofen mechanisch zu verschließen und zu
fixieren und die Stromversorgung sicherzustellen.
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