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COLUMBIA-TRAGÖDIE
Gefährlicher Schaden schon am zweiten Flugtag?
Redaktion
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31. März 2003

Die Untersuchung der Absturzursache der  US-Raumfähre Columbia ist ein regelrechtes Puzzle-Spiel: 20 Tonnen an Trümmern wurden bislang geborgen, darunter auch ein Datenrekorder, auf den die Fachleute große Hoffnungen setzten. Gesichert scheint jetzt zu sein, dass sich bereits am zweiten Flugtag ein großes Teil von der Raumfähre löste und schon bei Beginn des Wiedereintritts in die Atmosphäre eine Beschädigung vorlag.

STS-107 Missionslogo

Das Missionslogo der Mission STS 107. Bild: NASA

Die Untersuchungskommission (CAIB) setzt ihre Arbeit zur Klärung der Ursachen des "Columbia"-Absturzes fort und führt nun eine Reihe öffentlicher Anhörungen durch. Die europäische Weltraumorganisation ESA wurde unlängst vom Vorsitzenden der von der NASA zur Unterstützung der CAIB eingesetzten "Columbia Task Force" zusammen mit den anderen ISS-Partnern über den Stand der Ermittlungen ausführlich informiert und informierte die Presse zusammenfassend über den aktuellen Stand der Untersuchungen.

Inzwischen wurden Trümmerstücke im Umfang von mehr als 20 Tonnen geborgen, was rund 20 Prozent der "Columbia"-Gesamtmasse entspricht. Bisher wurde jedoch westlich von Texas noch nichts gefunden, obwohl Filmaufnahmen zeigen, dass bereits über Kalifornien Teile der Raumfähre niedergingen. In diesem Gebiet geht die Suche nach Überresten weiter.

Als bisher letztes wichtiges Bauteil konnte das Experimentaufzeichnungsgerät geborgen werden. Dieses Magnetbandgerät dient der Aufzeichnung der Daten verschiedener Sensoren während des Aufstiegs und Wiedereintritts, die nicht direkt zum Boden übertragen werden können. Das geborgene Gerät wird gegenwärtig im Kennedy Space Center eingehenden Analysen unterzogen.

Es gilt jetzt als gesichert, dass sich am zweiten Flugtag ein 30 mal 15 Zentimeter großes Teil von der "Columbia" löste und drei Tage später in die Atmosphäre eintrat. Dies wurde bei der Auswertung von Radaraufzeichnungen nach dem Unglück festgestellt. Das aerodynamische Verhalten der Raumfähre beim Rückflug wurde in allen Einzelheiten untersucht. Aus der Synthese der empfangenen Daten geht hervor, dass zum Zeitpunkt des Wiedereintritts bereits eine gewisse Beschädigung bestand und mehrere Minuten vor dem Abbruch des Funkkontakts heißes Gas (Plasma) in die linke Tragfläche eindrang.

Ferner deutet alles darauf hin, dass es 2 bis 3 Minuten vor dem Abbruch des Funkkontakts zu einer sehr viel größeren Beschädigung gekommen ist. Zu diesem Zeitpunkt rollte die "Columbia" entgegen dem Uhrzeigersinn um die Längsachse und führte eine Gierbewegung nach links aus. In Windkanalversuchen und thermischen Analysen wurde nachgewiesen, dass Stoßwellen-Wechselwirkungen an einer beschädigten linken Tragfläche ähnliche Temperaturen hervorrufen können, wie sie die Sensoren der "Columbia" angezeigt hatten, und dass Plasmaströme durch die Flügelhohlräume und dann im Hauptfahrwerksschacht zu Temperaturausschlägen der dort gemessenen Höhe führen können.

Als wichtiger beitragender Faktor wird nach wie vor der Umstand gewertet, dass sich beim Start ein Stück Isolierschaum vom Außentank gelöst hat und gegen die linke Tragfläche gestoßen ist. Noch nicht gefunden wurde das an der linken Tragfläche aufgehängte Hauptfahrwerksbein, wogegen alle sechs Reifen und die beiden anderen Fahrwerksbeine geborgen werden konnten.

Das für den Außentank verantwortliche Team untersucht zur Zeit Möglichkeiten zur Sicherstellung einer besseren Haftung des Isolierschaums und zur orbitalen Inspektion und Reparatur der Außenflächen der Raumfähre bei künftigen Einsätzen. Untersucht werden auch eine verbesserte photographische Erfassung kritischer Missionsabläufe sowie alternative Flugbahnen zur Minimierung der Aufheizung beim Wiedereintritt.

Die Columbia-Tragödie hat auch für die Internationale Raumstation ISS Folgen: Zwar sind sich alle ISS-Partner darin einig, dass die Raumstation ständig bemannt bleiben soll. Es wurde aber grundsätzlich vereinbart, dass die Raumstationsmannschaft auf zwei Mitglieder beschränkt wird, solange die Raumfähren Flugverbot haben. Dies soll ab April 2003 verwirklicht werden, wenn der nächste Sojus-Flug zur Ablösung der Mannschaft genutzt wird (astronews.com berichtete). Gegenwärtig werden Überlegungen zur Wiederaufnahme der Raumtransporterflüge angestellt, wofür die NASA eigens ein "Flugwiederaufnahmeteam" gebildet hat.

Zwischen der ESA und Rosaviakosmos wurde Einvernehmen über die umgeplanten Sojus-Flüge der ESA-Astronauten Pedro Duque und André Kuipers erzielt. Duque soll nun im Oktober/November dieses Jahres und Kuipers im April/Mai 2004 zur ISS reisen. Die jetzige dreiköpfige ISS-Mannschaft ist mit der weiteren Routinewartung der Stationssysteme und einer Inspektion der ISS mit Hilfe des Roboterarms Canadarm2 beschäftigt.

Zur Versorgung der Raumstation im weiteren Verlauf dieses Jahres sowie im Jahr 2004 wurde ein ausführlicher Logistikplan aufgestellt, der auch den Einsatz des Automatischen Transferfahrzeugs (ATV) der ESA vorsieht. Das ATV soll im September 2004 zu seinem Jungfernflug gestartet werden, um Nachschub zur ISS zu befördern und deren Bahn anzuheben.

siehe auch
ISS: Zweiköpfige Notbesatzung ab Mai - 3. März 2003
Columbia-Tragödie: Plasma im linken Fahrwerkschacht - 14. Februar 2003
Columbia-Tragödie: Foto der Raumfähre gibt Rätsel auf - 10. Februar 2003
Columbia-Tragödie: NASA glaubt an "anderen" Grund für Absturz - 6. Februar 2003

Columbia-Tragödie: Die schwierige Suche nach der Ursache - 4. Februar 2003
Space Shuttle: Columbia beim Landeanflug zerbrochen - 2. Februar 2003
Space Shuttle: Wasserschnecken im Weltall - 21. Januar 2003
Space Shuttle: Europäische Forschung im All - 16. Januar 2003
STS-107 Missionsseite
Links im WWW
Space Shuttle, Seiten der NASA
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