JUPITER
Atmosphäre
des Gasriesen in neuem Licht
von
Hans Zekl
für
astronews.com
12. März 2003
Selbst in kleinen Amateurfernrohren sind die eindrucksvollen Wolkenbänder in der
Atmosphäre des größten Planeten im Sonnensystem zu erkennen. Bislang nahmen
Wissenschaftler an, dass in den hellen Zonen Luft aufsteigt und in den
dazwischen liegenden dunklen Bereichen absinkt. Nun zeigen Aufnahmen der
Saturn-Sonde Cassini, dass es wohl genau anders herum funktioniert.
Cassinis
letzter
Blick zurück auf Jupiter. Foto:
NASA/JPL/University of Arizona |
Auf der Erde entstehen Wolken dort, wo Luft aufsteigt. Übertragen auf den
Planeten Jupiter sollte deshalb auch dort Luft nach oben steigen, wo die Wolken
hell sind. Getreu dem Prinzip, dass das was aufsteigt, auch wieder herunter
kommen muss, nahm man an, dass in den dunklen Bändern die Luft wieder absinkt.
Aber so einfach ist es offensichtlich doch nicht. Schon früher gab es Hinweise
darauf, dass das einfache Modell der Wirklichkeit nicht gerecht wird. Aber erst
die Aufnahmen von 43 verschiedenen Stürmen der europäisch-amerikanischen
Doppelsonde Cassini-Huygens, die sie bei ihrem Vorbeiflug an Jupiter im Jahr
2000 machte, lieferten ein neues und überraschendes Bild.
In den dunklen Bändern
tauchen laufend Sturmzellen auf, in denen helle weiße Wolken nach oben quellen.
Sie sind zu klein, um von der Erde erkannt zu werden.
"Das nun entstehende Bild zeigt, dass in den Bändern die Bewegung der Atmosphäre
des Jupiter nach oben gerichtet ist. Dies bedeutet gleichzeitig, dass sie in den
hellen Zonen absinken muss", meint Dr. Tony del Genio vom Goddard Institut für
Weltraumstudien der NASA in New York. "Das ist genau das Gegenteil der Ansichten
der letzten 50 Jahre".
Auch andere Ergebnisse von Cassini überraschten: Ultraviolettaufnahmen des Nordpolargebiets auf Jupiter zeigen ein herum
wirbelndes dunkles Oval aus hochreichendem Dunst, das etwa so groß ist wie der
berühmte Große Rote Fleck. "Dieses Phänomen haben wir zuvor noch nicht gesehen",
erklärte Dr. Robert West vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena.
Infrarotaufnahmen zeigen zudem beständige Windgürtel, die sich in hohen nördlichen
Bereichen um den ganzen Planeten spannen. "In hohen Breiten erscheint der Planet
mit Flecken wie ein Leopard bedeckt. Aber wenn man sie in Bewegung sieht,
wandern die Flecken eines Breitenbereichs alle in dieselbe Richtung. Die Flecken
im benachbarten Streifen dagegen wandern in die entgegen gesetzte Richtung",
erläutert Dr. Andrew Ingersoll vom California Institut of Technology
in Pasadena.
Mit 23 Kollegen hat del Genio diese und weitere Ergebnisse im
Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht. Cassinis Kamera machte etwa 26.000
Aufnahmen von Jupiter, seinen Monden und dem schwachen Ring während des
sechsmonatigen Vorbeiflugs. Die Ergebnisse von Jupiter lassen spektakuläre neue
Entdeckungen erwarten, wenn die Sonde den Ringplaneten Saturn erreicht. Am 1.
Juli 2004 wird sie in eine Umlaufbahn um den Planeten einschwenken. Sechs Monate
später wird sie die Robotsonde Huygens zum Saturnmond Titan schicken, die dort
schließlich landen wird.
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